Im Namen der Grünliberalen Fraktion sowie als Delegierte der Interparlamentarischen Geschäftsprüfungskommission der FHNW und Mitglied der Bildungs- und Kulturkommission gebe ich nachfolgend eine Einschätzung zum Ratschlag der Regierung und dem Bericht der BKK zum neuen Leistungsauftrag 2025 bis 2028. In dieser Funktion habe ich das Geschäft auf seinem Weg aktiv begleitet.

Grosser Rat 16. Oktober 2024: Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW): Leistungsauftrag und Globalbeitrag 2025-28; Vierkantonales Geschäft, Bericht der BKK – Annahme des Ratschlags durch das Parlament mit 87 JA-Stimmen.

Die FHNW ist ein zentraler Motor im Kampf gegen den Fachkräftemangel in der Nordwestschweiz. Neben der Ausbildung von Fachkräften stärkt sie durch die Kooperationen mit regionalen Unternehmen, Institutionen und Forschungseinrichtungen den Wissens- und Technologietransfer, um die Wettbewerbsfähigkeit der Region nachhaltig zu sichern.

Die FHNW verzeichnete im Jahr 2023 einen Rekord bei den Neueintritten der Studierenden, was die Attraktivität und die wachsende Bedeutung der Fachhochschule in der Nordwestschweiz eindrucksvoll unterstreicht.

Ich begrüsse denn auch die lösungsorientierte Verhandlung mit den 4 Trägerkantonen, die sich auf ein für alle Kantone finanzierbares Kostendach einigten, so dass der Globalbeitrag partnerschaftlich mitgetragen werden kann.

Hingegen ist die knappe Finanzierung der FHNW und die stetige Abnahme des Eigenkapitals sehr kritisch zu betrachten. Die Überprüfung der Eigenkapitalstrategie ist denn auch unerlässlich. Knappe Mittel dürfen keinesfalls die Qualität der Ausbildung beeinträchtigen

Es wäre zudem sinnvoll, die jährliche Berichterstattung zur Zielerreichung der Leistungsvereinbarung um qualitative Merkmale zu ergänzen. Dadurch liesse sich neben den quantitativen Aspekten ein umfassenderes Bild der erzielten Fortschritte gewinnen.

Zu den einzelnen Entwicklungsschwerpunkten halte ich folgende Punkte für erwähnenswert:

  • Für die Neugründung der Hochschule für Informatik in Brugg-Windisch mit einem Nebenstandort im Dreispitz ist eine rasche Umsetzung nicht nur wünschenswert, sondern ist voranzutreiben.
  • Der Zuwachs an Studierenden ist ungebrochen und angesichts des steigenden Bedarfs an IT-Fachkräften ist die Investition in die Ausbildung und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Region nicht nur sinnvoll, sondern essenziell.
  • Die Ausweitung der Hochschule für Technik durch den zukunftsträchtigen Bereich Umwelt ist begrüssenwert.
  • Die gute Auslastung der Hochschule Wirtschaft und die entsprechende Portfolioerweiterung, die gezielt auf die regionalen Anliegen der Wirtschaft ausgerichtet werden soll, ist sehr erfreulich

Hingegen sind die negativen Schlagzeilen, die die Pädagogische Hochschule weiterhin liefert, deutlich weniger erfreulich. Zu den diesbezüglichen Sondervorgaben im Leistungsauftrag 2025 bis 28 möchte ich auf einige Aspekte besonders eingehen.

Alle Massnahmen, die eine stärkere Verknüpfung von Theorie und Praxis fördern sowie die Fortführung der berufspraktischen Ausbildung in enger Zusammenarbeit mit den Schulen, sind notwendig.

Der neue Indikator zur Ausbildungs-Qualitätserfassung der subjektiven Einschätzung der Studierenden und die Auswertung durch das Bundesamt für Statistik ist sicher ein wichtiger erster Schritt zur Qualitätssteigerung. Um jedoch eine ganzheitlich fundierte Vorbereitung auf den Berufseinstieg sicherzustellen, sollten meiner Ansicht nach, zusätzlich qualitative Indikatoren für das Studium entwickelt und von der FHNW erhoben werden. Diese Indikatoren sollen die tatsächliche Kompetenzentwicklung der Studierenden messbar machen, damit die Praxistauglichkeit der Ausbildung objektiv bewertbar wird und gezielt verbessert werden kann.

Eine Nachverfolgung der ausgebildeten Lehrpersonen in den ersten Berufsjahren könnte ebenso wertvolle Daten darüber liefern, wie gut die Studierenden auf den Berufseinstieg vorbereitet wurden. Die politische Forderung nach mehr Unterstützung beim Berufseinstieg ist letztlich nur eine Reaktion auf die mangelnde Vorbereitung während des Studiums. Es ist eindeutig sinnvoller, die Qualität des Studiums von Anfang an zu verbessern, anstatt später auf Unterstützungsprogramme beim Berufseinstieg angewiesen zu sein. Das Ziel einer Fachhochschule muss es sein, ihre Studierenden so auszubilden, dass sie ihren Beruf von Anfang an kompetent und sicher ausüben können.

Begrüssenswert finde ich, dass in der Leistungsvereinbarung konkrete Massnahmen zur Bekämpfung des Lehrpersonenmangels festgeschrieben werden und der nachhaltige Verbleib im Beruf dabei besonders in den Fokus gerückt wird.

Unterstützenswert ist auch die Optimierung des Sonderpädagogik-Angebots, jedoch die Reduktion des Studienumfangs von 110 auf 90 ECTS-Punkte finde ich nicht zielführend. Eine kürzere Studiendauer mindert Qualität und Tiefe der Ausbildung. Warum gerade in einem wachsenden Bereich wie der Sonderpädagogik dadurch die Attraktivität des Studiums gesteigert werden soll, ist für mich nicht nachvollziehbar.

Ich möchte ebenso betonen, dass Dozierende in der Lehrpersonenausbildung überwiegend (am Besten alle) über ein Lehrdiplom verfügen sollten. Eine qualitativ hochwertige Ausbildung erfordert Fachkräfte, die sowohl pädagogische als auch berufliche Erfahrung mitbringen. Besonders in den berufspraktischen Modulen ist dieser Praxisbezug von entscheidender Bedeutung. Gleichzeitig ist die Vermittlung von theoretischem Wissen in der Pädagogik unerlässlich. Dieses Wissen muss systematisch und kompetent vermittelt werden.

Denn ob die aktuelle Ausbildung die Komplexität des Lehrberufs hinreichend abbildet und den vielfältigen Anforderungen des Berufsalltags gerecht wird, halte ich für diskussionswürdig und deshalb den Aufbau des Studiums als bedenkenswert. Momentan ist der Zusammenhang zwischen den verschiedenen Modulen und den Praktika nicht immer gegeben, was die inhaltliche Abstimmung erschwert. Ein besser aufeinander abgestimmter Studienplan, wie er zum Beispiel in der Sozialen Arbeit genutzt wird, könnte die Qualität der Ausbildung deutlich verbessern.

Grundsätzlich ist der neue Leistungsauftrag der Fachhochschule Nordwestschweiz aber als wichtiger Pfeiler anzuerkennen. Er stärkt die Ausbildung von dringend benötigten Fachkräften in unserer Region. In der Konsequenz habe ich die Beschlüsse zum Leistungsauftrag 2025-28 gemäss Ratschlag der Regierung und Bericht der BKK unserer Fraktion zur Annahme empfohlen.

Sandra Bothe-Wenk
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen


Online zum Ratschlag der Regierung, Leistungsauftrag und BKK-Bericht: Geschäft 24.0776