Notiz: Als einer meiner zahlreichen Vorfahren – Otto Wenk – durch einen Schnitzelbangg zum „König von Riehen“ gekrönt wurde, hätte er sich wohl kaum träumen lassen, dass er 100 Jahre später immer noch Gesprächsthema wäre!

Zum 100-jährigen Jubiläum des Einwohnerrats Riehen – mit einer Prise Familiengeschichte und einer politischen Botschaft: Das Riehener Parlament feierte am 26. Oktober 2024 sein 100-jähriges Bestehen. Herzliche Gratulation!


Seit 1876 war die Gemeindeversammlung die oberste gesetzgebende Behörde, doch das Steuergesetz von 1922 führte zu Spannungen zwischen dem Kanton und den Landgemeinden. In der Gemeindeversammlung kam es darüber zu heftigen Streitigkeiten, ebenso über die Verwendung einer Jubiläumsgabe Basels an Riehen zum 400-jährigen Anschluss. Da die Versammlungen zunehmend in persönliche und endlose Debatten ausarteten und viele Zugezogene fernblieben, schlug der Regierungsrat dem Grossen Rat vor, ein Parlament für Riehen einzurichten. Der Grosse Rat genehmigte dies, woraufhin die Riehener Bevölkerung selbst über die Einführung des Parlaments abstimmte.

In der Gemeindeabstimmung vom 25./26. September 1924 stimmten 470 Bürger dafür und 51 dagegen. Der «Weitere Gemeinderat» wurde damit angenommen und trat am 25./26. Oktober 1924 erstmals zusammen. Zunächst bestand das Parlament aus 30 Männern mit Schweizer Bürgerrecht, später wurde es auf 40 Mitglieder erweitert und die Amtszeit auf vier Jahre festgelegt. Seit 1966 sind auch Frauen wahlberechtigt. 1986 erhielt das Parlament den heutigen Namen Einwohnerrat, der einmal im Monat in öffentlichen Sitzungen zusammenkommt.

Die Fasnacht liess es sich nicht nehmen, die Stellung des  damaligen Gemeindepräsidenten Otto Wenk als „König von Riehen“ in einem Schnitzelbangg der Olympia-Clique von 1924 zu verewigen:

Dr Maischter zaig i Her und Bur, Mach Politik und Architektur.
My Rych, das isch vo däre Wält, I sorg für Wasser, Tram und Gäld,
Fir Rieche i schryb, für Riche i dängg, Ich – eiere Hällschte – der Keenig Wängg!

Doch – und das will auch erzählt sein: Otto Wenks Nähe zur bürgerlichen Politik brachte ihm auch Feindschaft ein, besonders von Friedrich Schneider, dem sozialdemokratischen Ex-Regierungsrat und Redaktor der «Arbeiter-Zeitung», der vor den kantonalen Wahlen 1926 offen gegen ihn agitierte. So schrieb Schneider, es „hiesse wahrlich den Bock zum Gärtner machen“, wollte Riehen weiterhin Wenk im Grossen Rat seine Interessen vertreten lassen. Die Polemik zeigte Wirkung: Die Sozialdemokraten gewannen 1926 die erste Riehener Referendumsabstimmung, konnten jedoch erst 1951, als die Exekutive noch fünf Mitglieder zählte, einen zweiten Sitz im Gemeinderat erringen.

Aber – die Familie Wenk vereint politische Vielfalt – sie bringt sowohl bürgerliche als auch sozialdemokratische Stimmen hervor. Ein kurzer Abstecher zu zwei ebenso prägenden Persönlichkeiten zeigt dies eindrucksvoll:

Gustav Wenk (1884–1956) war eine bedeutende Figur der Sozialdemokratischen Partei (SP) und setzte sich mit Leidenschaft für soziale und verkehrspolitische Belange ein. Als Lehrer und Aktivist des Basler Generalstreiks 1918 stand er zunächst in Konflikt mit den Behörden, bevor er von 1925 bis 1953 als Regierungsrat und ab 1935 bis zu seinem Tod als Ständerat amtierte, wo er 1948/49 Präsident war. Gustav Wenk prägte das „soziale Basel“ entscheidend mit, indem er die kantonale AHV, das Feriengesetz und den Ausbau der Verkehrswege vorantrieb. In seiner Rolle als Präsident der eidgenössischen Strassenplanungskommission setzte er sich zudem für das Nationalstrassennetz ein. Für seine Leistungen wurde ihm 1949 die Ehrendoktorwürde der Universität Basel verliehen.

Sein Sohn, Willi Wenk (1914–1994), folgte ebenfalls einer politischen Laufbahn in der SP. Nach einem Studium der Naturwissenschaften wurde er Lehrer und schliesslich Rektor des Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Gymnasiums in Basel. Wohnhaft in Riehen engagierte er sich aktiv: Zunächst als Gemeinderat und Grossrat, von 1967 bis 1978 dann als Ständerat, den er 1975/76 präsidierte. Willi Wenks Engagement galt besonders der Bildungspolitik – er setzte sich für die Gründung der späteren Fachhochschule Nordwestschweiz und die Aufnahme von Mädchen am MNG ein und vertrat Basel-Stadt in der Parlamentarischen Versammlung des Europarats. 1982 gründete er die Demokratisch-Soziale Partei (DSP) nach einer Abspaltung von der SP.

So zeigt die Familie Wenk, dass sich bürgerliche und sozialdemokratische Werte durchaus vereinen lassen! Wer meint, politische Werte liessen sich vor allem links oder rechts umsetzen, wird von der Grünliberalen Partei ebenfalls eines Besseren belehrt: Sie vereint ökologische Verantwortung mit wirtschaftlicher Freiheit und behält dabei sozialliberale Werte im Blick – für eine zukunftsfähige und nachhaltige Politik aus der Mitte.

Sandra Bothe-Wenk
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen