Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt

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Smartphonefrei durch die Schule

Bildschirmzeit von Kinder und Jungendlichen beschäftigt die Basler Politik. Themenbeitrag Regionaljournal BS/BL SRF, moderiert von Nina Gygax, 

hier online hören: 

Notiz zu den Beiträgen: Ich habe mich sehr gefreut, dass mein Vorstoss betreffend handyfreie Schule zu einem Themenbeitrag im Regiojournal geführt hat, finde aber, dass der Beitrag im Abendjournal meinem politischen Anliegen nicht gerecht wird. Der Hinweis der Fachexpertin auf die Notwendigkeit, Schülerinnen und Schüler im Umgang mit sozialen Medien zu schulen, ist hingegen unumstritten. Doch die Frage, warum Schulen nicht smartphonefrei sein sollten, bleibt offen, obwohl Schüler und Schülerinnen ab der 5. Klasse Laptops erhalten. Eine handyfreie Zeit in der Schule setzt den Fokus auf Bildung, Gesundheit und persönliche Entwicklung, was im Kern die Aufgabe unserer Schulen ist. Höchste Zeit, dass wir aktiv handeln und die gesellschaftliche Verantwortung gegenüber den Kindern und Jugendlichen wahrnehmen, damit sie gesund in der digitalen Welt aufwachsen.

Mein Vorstoss für eine smartphonefreie Schule hat eine unglaubliche Resonanz erzeugt und ausschliesslich positive Rückmeldungen hervorgerufen. Ich habe mich sehr über die breite Unterstützung gefreut. Lehrkräfte und Eltern haben sich gleichermassen bei mir gemeldet und sind dankbar, dass dieses Thema in den öffentlichen Fokus gerückt wird. Die Herausforderung, den unkontrollierten Zugang zu den sozialen Netzwerken, insbesondere auch durch Smartphones, zu bewältigen, zählt zu den grössten unserer Zeit. In einer Welt, in der digitale Technologien allgegenwärtig sind, ist es entscheidend, verantwortungsvolle und bewusste Nutzungsweisen zu fördern und zu etablieren.


Die einzelnen Fragen von Nina Gygax betreffend die smartphonefreie Schule, über die ich mir im Vorfeld des Interviews Gedanken gemacht habe, sind hier nachzulesen:

  • Wo sehen sie die Probleme beim Handy in der Schule?

Ich sehe vor allem zwei Hauptprobleme mit Smartphones in Schulen: Erstens nutzen Schüler und Schülerinnen ihre Handys häufig in den Pausen, anstatt miteinander zu sprechen oder sich zu körperlich zu betätigen. Sie wollen nichts verpassen, checken daher ständig die neuesten Posts, sind am Chatten, Gamen oder schauen Videos. Zweitens lenken Smartphones im Unterricht ab und ziehen die Aufmerksamkeit von den Lehrinhalten ab. Die Schüler sind weniger konzentriert und nutzen dadurch ihr Potenzial nicht vollständig aus. Trotz Regeln gegen die Handynutzung während des Unterrichts, nutzen Schüler die Geräte heimlich, wenn sich die Gelegenheit bietet. Dies habe ich direkt in Gesprächen mit Jugendlichen erfahren.

  • Weshalb ist eine Regulierung der Nutzung in der Schule notwendig?

Ich betrachte den Umgang mit Digitalisierung, insbesondere sozialen Netzwerken, als eine der grössten gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. Einheitliche Regelungen an Schulen, die trotz der Teilautonomie für alle Kinder und Jugendlichen  gleichermassen gelten, lassen sich besser durchsetzen und finden breitere Akzeptanz. Aus Gründen der Gleichbehandlung und Chancengleichheit sehe ich keinen Grund, weshalb nicht für alle Schüler und Schülerinnen dieselben Richtlinien gelten sollten, die einige Schulen bereits umsetzen. Diese Massnahmen gewährleisten, dass Digitalisierung in der Schule vorrangig zur Unterstützung des Lernprozesses eingesetzt wird, was sinnvoll ist und von mir nicht in Frage gestellt wird. Zu diesem Zweck sind die Kinder und Jugendlichen mit Laptops ausgestattet, wodurch die Nutzung von Smartphones in der Schule praktisch überflüssig geworden ist.

  • Ist ein Verbot von Smartphones sinnvoll?

Ich halte es für wichtig, dass Kinder und Jugendliche in der Schule handyfreie Zeiten erleben, um ihre Entwicklung und psychische Gesundheit zu fördern. Dies rückt pädagogische Inhalte, Lernprozesse und persönliche soziale Interaktionen in den Mittelpunkt, indem Schülerinnen und Schüler eine Pause von sozialen Netzwerken erhalten und stattdessen echte soziale Kontakte pflegen und Beziehungen aufbauen können.

Diese handyfreien Zeiten ermöglichen es den Schülern, sich ohne ständige Ablenkung durch Smartphones voll und ganz auf sich selbst und ihr soziales Umfeld zu konzentrieren. Dabei geht es nicht darum, die Digitalisierung zu stoppen, sondern um eine sinnvolle, altersgerechte und dosierte Nutzung der Technologie. In der Schule haben wir das Fach Medien und Informatik eingeführt und alle Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse mit Laptops ausgestattet. Gleichzeitig investieren wir in Präventionsmassnahmen zum bewussten Umgang mit sozialen Medien und weil das Suchtpotential von «Social Media Plattformen» enorm ist.

Die gesellschaftliche Debatte über das Thema ist allerdings unzureichend, obwohl sie auch Erwachsene betrifft. Kinder und Jugendliche sind aber besonders anfällig für problematische Inhalte wie Cyber-Mobbing, unkontrollierten Zugang zu Pornografie oder Gewaltdarstellungen und leider auch Beiträge, die zu Radikalisierung führen können. Zudem fördert die ständige Online-Präsenz emotionalen Stress und einen ungesunden Vergleichsdruck – schneller, grösser, besser, dünner, talentierter – all diese Komponenten führen zu kognitiver und emotionaler Überlastung. Diese Belastung beeinträchtigt nicht nur die psychische Gesundheit der Schülerinnen und Schüler enorm, sondern auch die zwischenmenschlichen Beziehungen.

Es ist höchste Zeit, dass wir aktiv handeln und unseren Kindern und Jugendlichen helfen, die digitale Welt gesund zu nutzen. Deshalb ist es sehr sinnvoll gerade in der Schule eine Pause von den sozialen Netzwerken einzulegen.

  • Wo sind die Eltern in der Pflicht? 

Eltern spielen eine entscheidende Rolle dabei, ihre Kinder von Beginn an aktiv und altersgerecht in der digitalen Welt zu begleiten. Sie tragen die Verantwortung, sich über digitale Medien zu informieren, ihre Kinder über Risiken aufzuklären und klare Grenzen zu setzen. Dabei ist es wichtig, dass Kinder die Regeln nicht nur befolgen, sondern auch verstehen.
Als Vorbilder müssen Eltern mit gutem Beispiel vorangehen und gesunde digitale Gewohnheiten fördern, wie zum Beispiel begrenzte Bildschirmzeiten und eine ausgewogene Balance zwischen der Nutzung digitaler Medien und anderen Aktivitäten. Die Verantwortung für die digitale Erziehung liegt nicht allein bei den Schulen, sie kann nicht einfach abgewälzt werden.
Als Gesellschaft müssen wir verstehen und akzeptieren, dass manche Eltern aber mit diesen Herausforderungen und den Auswirkungen auf ihre Kinder überfordert sind. Daher ist es entscheidend, nicht nur Unterstützung anzubieten, sondern auch gemeinschaftlich zu handeln. Eltern, Schulen und auch beispielsweise die offene Kinder- und Jugendarbeit brauchen Werkzeuge und das Wissen, um die jungen Menschen wirksam in einer digitalisierten Welt zu begleiten und sie vor den negativen Auswirkungen zu schützen.

Sandra Bothe-Wenk
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen


Bildquelle: Regionaljournal BL/BS SRF

Kinderbetreuung für alle – Gegenvorschlag der Bildungs- und Kulturkommission

Volksinitiative «Kinderbetreuung für alle»: Mehrheit der Bildungs- und Kulturkommission will der Initiative stärker entgegenkommen als der Regierungsrat

Online zur Medienmitteilunghttps://www.medien.bs.ch/nm/2023-volksinitiative-kinderbetreuung-fuer-alle-mehrheit-der-bildungs–und-kulturkommission-will-der-initiative-staerker-entgegenkommen-als-der-regierungsrat-gr.html

Online zum Bericht der Bildungs- und Kulturkommission: https://grosserrat.bs.ch/dokumente/100405/000000405405.pdf

Online zum Ratschlag und Bericht der Regierung Initiative: Kinderbetreuung für alle https://grosserrat.bs.ch/dokumente/100403/000000403467.pdf

Danksagung: Die vorliegenden Standpunkte und Positionen sind das Ergebnis intensiver Diskussionen innerhalb der Fachgruppe Bildung und Familie sowie der eigens eingesetzten Arbeitsgruppe der Grünliberalen. Ich möchte allen Mitgliedern herzlich für ihre hervorragende Unterstützung und die bereichernden Meinungsaustausche bei der Suche nach gemeinsamen Ansichten danken!

EingangserklärungUnsere Gesellschaft wird von vielfältigen Lösungen für die Kinderbetreuung getragen. Statt einer universellen Gratis-Kita-Politik, die bestimmte Familienmodelle bevorzugt, befürworten die Grünliberalen einen differenzierteren Ansatz. Der erweiterte Gegenvorschlag ermöglicht Investitionen unter Berücksichtigung einer ausgewogenen Herangehensweise. Eine gewinnbringende Ressourcenallokation ist nötig, um die Qualität und die Bedürfnisse von Eltern und Fachkräften zu berücksichtigen. Unser Ziel sollte eine hochwertige Kinderbetreuung sein, damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern und zur Entwicklung einer modernen, gleichberechtigten Gesellschaft beizutragen.


Stellungnahme zum Vorschlag der Bildungs- und Kulturkommission

Gratis-Kita und Vielfalt der Lebensformen: Obwohl die Idee einer Gratis-Kita zweifellos attraktiv ist, erfasst sie nicht die Vielfalt der Lebensformen in unserer Gesellschaft. Als Grünliberale befürworte ich einen differenzierteren Ansatz, der die Bedürfnisse aller Familien respektiert, anstatt eine universelle Gratis-Kita-Politik zu verfolgen. Eine Gratis-Kita bevorzugt bestimmte Familienmodelle und benachteiligt andere. Kinder müssen während der Erwerbstätigkeit ihrer Eltern hochwertig betreut werden, um gesund aufzuwachsen, wobei ich die Ansicht vertrete, dass die Betreuungsqualität, massgeblich von der Bezugspersonenarbeit abhängt, also von den zwischenmenschlichen Beziehungen. Bei einer ausserfamiliären Kinderbetreuung sollten bezahlbare Finanzierungsmöglichkeiten und ein flächendeckendes Platzangebot für Eltern zusätzlich zur Qualität im Vordergrund stehen. Dies wird durch den erweiterten Gegenvorschlag erreicht. Investitionen und eine ausgewogene Ressourcenallokation sind notwendig, um die Qualität und die Bedürfnisse von Eltern und Fachkräften angemessen zu berücksichtigen. Das Ziel der Grünliberalen ist die Förderung hochwertiger Kinderbetreuung und die Stärkung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in einer modernen und gleichberechtigten Gesellschaft. Diese Position beruht auf dem Prinzip der Gleichbehandlung aller Lebensformen und dem Bestreben, Lösungen zu finden, die gerecht und ausgewogen sind. Ich bin offen für eine breite Debatte über dieses Thema und glaube, dass die Vielfalt unserer Gesellschaft eine Stärke ist, die in unserer Politik berücksichtigt werden sollte.

Höhere Löhne für Kita-Mitarbeitende: Die aktuellen Arbeitsbedingungen und Löhne der Mitarbeitenden in Kindertagesstätten (Kitas) werden stark durch finanzielle Begrenzungen durch die staatlich vorgegebenen Modellkosten beeinflusst. Diese Deckelung schränkt die Flexibilität der Kitas in Bezug auf ihre betriebswirtschaftlichen Entscheidungen, einschliesslich Personalentscheidungen, erheblich ein. Im Gegensatz zu anderen im Kanton Basel-Stadt ansässigen KMU’s haben Kitas weniger Spielraum. Es besteht meiner Ansicht nach die dringende Notwendigkeit, die gegenwärtigen Arbeitsbedingungen und Löhne der Kita-Fachmitarbeitenden zu verbessern. Mitarbeitende in kantonalen Tagesstruktureinrichtungen erhalten höhere Löhne und insgesamt attraktivere Arbeitsbedingungen, was dazu führt, dass viele Kita-Mitarbeitende in den schulischen Bereich wechseln.
Die Gleichbehandlung zwischen Kita- und Tagesstruktur-Fachmitarbeitenden ist aber entscheidend, um sie nicht in Konkurrenz zueinander zu setzen. Da der Kanton die Lohnpolitik für Kitas und Tagesstrukturen gestaltet, verletzt die aktuelle Situation den Grundsatz: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit bei gleichen Qualifikationen“.
Kita-Mitarbeitende betreuen Kinder bereits in den ersten Lebensjahren. Hier wird der Grundstein für Sozialkompetenz, Gesundheit, Kreativität, motorische und sprachliche Fähigkeiten sowie die Fähigkeit zur Emotions-Regulierung gelegt. Eine hochwertige Betreuung spielt eine entscheidende Rolle. Sie fördert den Entwicklungsverlauf der Kinder, ebnet den Weg für eine erfolgreiche schulische Laufbahn und erleichtert den Übergang in das Berufsleben. Verpassen wir diese Chancen, steigt das Risiko für gesundheitliche und soziale Probleme im späteren Leben.
Der Betreuungsalltag in Kitas und Tagesstruktureinrichtungen ist generell anspruchsvoll und hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt. Die Anforderungen an das Personal sind in beiden Angeboten gestiegen. Die Zielgruppe der betreuten Kinder überschneidet sich über einen Zeitraum von fünf Jahren (vom Kindergarten bis zur 3. Primarklasse), und die Frühförderung der Kinder ist zunehmend anspruchsvoller geworden.
Die Kita-Mitarbeitenden begleiten also im Grunde genommen dieselben Kinder, die später die Tagesstrukturen besuchen, nur eben zu einem früheren Zeitpunkt. Dieser Umstand sollte bei der Lohnfestlegung und der Anerkennung der Arbeit der Kita-Mitarbeitenden angemessen berücksichtigt werden.

Der familienergänzenden Kinderbetreuung in der Schweiz und in den Kantonen – auch in Basel-Stadt – fehlt qualifiziertes Personal aufgrund des Fachkräftemangels. Diese Lücke beeinträchtigt sowohl die Entwicklung der Kinder als auch das Wohlbefinden der Mitarbeitenden. Daher ist es unerlässlich, jetzt in das Personal zu investieren, um sicherzustellen, dass die Kinder bestmöglich betreut und in ihrer Entwicklung unterstützt werden.

Mitarbeitende ohne Diplom: In Bezug auf die Anpassung der Löhne für Mitarbeitende ohne Diplom bin ich weniger geneigt, die Situation anzugleichen. Ich betrachte es als wichtig, in die Ausbildung zu investieren und Anreize zu schaffen, um den Wert einer entsprechenden Ausbildung und Weiterbildung hervorzuheben. Des Weiteren ist zu berücksichtigen, dass die Bildungsbiografien der Mitarbeitenden sehr vielfältig und nicht direkt vergleichbar sind.
Des Weiteren führt die Hochstufung von der Lohnklasse 4 in die Lohnklasse 7 zu einer direkten Ungleichbehandlung innerhalb der privaten Betreuungsbetriebe. Insbesondere in Kindertagesstätten und einigen schulexternen Tagesstrukturen, die kein Catering anbieten, sondern selber kochen, sind eidg. dipl. Köche und Köchinnen angestellt. Diese Fachkräfte werden der Lohnklasse 6 zugeordnet und würden trotz ihrer abgeschlossenen Berufslehre weniger verdienen als Mitarbeitende in der Betreuung ohne entsprechende Ausbildung.
Köch:innen, die in einem Umfeld mit Kindern arbeiten, sind integral in den täglichen Betreuungsalltag eingebunden. Sie übernehmen in ihrer Funktion auch betreuungsrelevante Aufgaben, wofür eine angemessene finanzielle Anerkennung der Lohnklasse 7 – analog den Mitarbeitenden ohne Qualifikation – ebenfalls erforderlich wäre.
Festhalten kann ich, dass die Situation bezüglich der ungleicher Massstäbe und Einordnung in verschiedenen Lohnklassen – je nach Arbeitsort – privat oder kantonal – nicht optimal gelöst ist. Dennoch empfehle ich aus genannten Gründen, auf den Antrag nicht einzutreten.

Keine Anrechnung von Praktika im Betreuungsschlüssel der Kitas: Die Teil-Streichung der Anrechnung von Praktika (vor der Lehre) im Betreuungsschlüssel für Kitas, laut Vorschlag der Regierung, ist ein positiver Schritt. Sie entspricht bereits der Regelung bei den schulinternen Tagesstrukturen und die diesbezügliche Gleichbehandlung ist konsequent. Die Anrechnung im Betreuungsschlüssel wird durch qualifiziertes Personal ersetzt, was zu einer direkten Qualitätsverbesserung in der Kinderbetreuung und einem effizienteren Zeitmanagement führt. Es ergibt jedoch keinen Sinn, 50% der Praktika weiterhin in der Modellkostenrechnung zu berücksichtigen, wenn gar keine Praktikantinnen und Praktikanten vorhanden sind, insbesondere im Fall der obligatorischen Praktika, die im Rahmen der ordentlichen Ausbildung vorgesehen sind, aber nicht mehr an die Ausbildung angerechnet werden. Um die entstandene Lücke im Betreuungsschlüssel zu schliessen, sind finanzielle Mittel erforderlich. Damit kann das Betreuungspersonal mit Mitarbeitenden ohne pädagogische Ausbildung ergänzt werden, was zu mehr Konstanz in der Bezugspersonenarbeit führt. Es ist wichtig zu betonen, dass Kitas weiterhin die Möglichkeit haben, Praktikantinnen und Praktikanten ausserhalb des Betreuungsschlüssels einzustellen, um flexibel auf verschiedene Situationen reagieren zu können.

Erhalt des Systems der Firmenkitas Der Erhalt des Systems der Firmenkitas ist von grosser Bedeutung, da Grossunternehmen wie Novartis oder Roche einen erheblichen Beitrag zur wirtschaftlichen Stabilität unserer Region leisten. Der Umstand verdient Anerkennung und Unterstützung. Die Präsenz betriebseigener Kitas ermöglicht es diesen Unternehmen, sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren und gleichzeitig flexibel auf den kurzfristigen Bedarf an Betreuungsplätzen zu reagieren, um (hoch)qualifiziertes Personal anwerben zu können. Darüber hinaus tragen sie zur sozialen und kulturellen Vielfalt bei, da sie Kinder aus verschiedenen Hintergründen betreuen. Eine Zerschlagung der etablierten Firmenkitas würde lediglich dazu führen, dass an anderer Stelle zusätzliche Betreuungsplätze geschaffen werden müssten, was letztendlich zu den gleichen Kosten führen würde. Der Erhalt der Firmenkitas ist nicht nur im Interesse des allgemeinen Wohlstands, sondern auch für die langfristige Gesundheit unserer Wirtschaft von entscheidender Bedeutung.

Übernahme der Betreuungskosten für das dritte Geschwisterkind Hinsichtlich der Übernahme der Betreuungskosten für das dritte Geschwisterkind tendiere ich dazu, dem Antrag auf eine vollständige Entlastung der Familien ab dem dritten betreuten Kind nicht zuzustimmen. Die Regelung soll unabhängig vom Einkommen gelten, was bedeutet, dass alle Einkommen von dieser zusätzlichen Entlastung profitieren würden. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass bereits Erhöhungen der Betreuungsbeiträge im regierungsrätlichen Gegenvorschlag vorgenommen werden, um die finanzielle Belastung von Familien zu mildern. Ein anderer Ansatz wäre, den Geschwisterrabatt beim dritten Kinder je nach Einkommen stärker zu gewichten. Diese Überlegung ist es wert eventuell zu einem anderen Zeitpunkt wieder aufgenommen zu werden.

Sandra Bothe-Wenk
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen

 

 

Kantonale Regelungen gefährden die Vielfalt in der Kinderbetreuung

Notiz zum Artikel von Laura Ferrari in „Basel Jetzt“ vom 24. Juli 2023

„Die Kita muss schliessen, doch die Leiterin kämpft weiter: Diese Arbeit ist mir wichtig und wertvoll“

Hier gehts zum Artikel: https://www.baseljetzt.ch/die-kita-muss-schliessen-doch-die-leiterin-kaempft-weiter-diese-arbeit-ist-mir-wichtig-und-wertvoll/90374 via @undefined


Ich bin überzeugt, dass die wertvollen und einzigartigen pädagogischen Konzepte in kleinen Kitas unterstützt werden sollten, um hochwertige Kinderbetreuung und Bildungsangebote zu bewahren.

Der Bericht von Laura Ferrari in „Basel jetzt“ lenkt die Aufmerksamkeit auf diese wichtige Problematik, die Kindertagesstätten wie die Kita „Rappelkischte“ durch die neuen Regelungen des Tagesbetreuungsgesetzes im Kanton Basel-Stadt betrifft. Dafür bin ich dankbar.

Die Verordnung zum neuen Tagesbetreuungsgesetz hat die Kriterien für staatliche Subventionsbeiträge geändert, wodurch nur noch Kitas, die bestimmte vorgegebene Kriterien erfüllen, Betreuungsbeiträge für die Eltern beantragen können. Dazu zählen tägliche Öffnungszeiten von 12 Stunden und Betriebsferien von höchstens vier Wochen.

Möglicherweise denkt man, dass Kitas wie die „Rappelkischte“ einfach ihre Öffnungszeiten verlängern oder den Betrieb über mehr Wochen hinweg offenhalten sollten, um die Kriterien zu erfüllen. Jedoch birgt diese vermeintlich einfache Lösung zusätzliche Herausforderungen, da sie mehr Personal erfordert und somit steigende Kosten verursacht.

Das eigentliche Problem liegt darin, dass Kitas mit einem besonderen und wertvollen pädagogischen Ansatz nicht in das vorgegebene Raster der staatlichen Kriterien passen. Dies bedeutet, dass sie nur noch als Kitas ohne Betreuungsbeiträge geführt werden können, da sie die geforderten regulatorischen Standards nicht erfüllen.

Für die Eltern hat dies zur Folge, dass sie keine kantonalen Subventionen für die Betreuung ihrer Kinder in solchen Kitas beantragen können, obwohl sie genau dieses Angebot aufgrund seiner Qualität und Philosophie auswählen möchten.

Insbesondere sind kleinere familiäre Betreuungs- und Bildungseinrichtungen von den neuen Regelungen betroffen, die sich durch ihre innovativen und individuellen pädagogischen Konzepte auszeichnen. Darunter fällt auch das Kinderhuus Gampiross, das ich leiten darf und einen privaten Kindergarten mit familienergänzender Betreuung anbietet. Als Elternverein und NPO fördern und betreuen wir seit über 50 Jahren Kinder im Alter von 3 bis 10 Jahren und gelten als Pionier in der Branche der Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit einem reichen Erfahrungsschatz.

Wenn wir die Bedürfnisse der Kinder und ihrer Familien ernsthaft berücksichtigen möchten, sollten wir uns bewusst machen, wie wertvoll und einzigartig die pädagogischen Konzepte mancher Kitas und Bildungsinstitutionen sind.

Statt sie zu benachteiligen, sollten wir sie vielmehr unterstützen und ihre Vielfalt in der Kinderbetreuung bewahren. Denn sie bieten nicht nur Betreuung und Beziehung, sondern auch wertvolle Bildungs- und Entwicklungsangebote für unsere Kinder, die nicht durch finanzielle Einschränkungen ausgebremst werden sollten, was in der Folge zur Schliessung solcher bedeutenden Betriebe führt.

Sandra Bothe-Wenk 
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen

 

Förderklassen zur Unterstützung von Kindern mit kognitiven Schwierigkeiten

Notiz zur Förderklassen-Initiative
von Sandra Bothe und Christine Staehelin


Konsultationsbeantwortung betreffend des Regierungsvorschlags zur Förderklassen-Initiative

Darüber schreibt Maria-Elisa Schrade in ihrem Artikel in der BZ vom 12. Juli 2023: Umfrage zur Integrativen Schule in Basel: Lehrpersonen gehen die Reformpläne nicht weit genug. Online nachzulesen:

https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/foerderklassen-initiative-umfrage-zur-integrativen-schule-in-basel-lehrpersonen-gehen-die-reformplaene-nicht-weit-genug-ld.2486780

Darum geht es:
Der Regierungsrat hat die Einführung von Fördergruppen als auch von Förderklassen für Kinder und Jugendliche vorgeschlagen, die aufgrund ihrer kognitiven Fähigkeiten Schwierigkeiten haben, dem Unterricht zu folgen und die Lernziele zu erreichen.

In einer Konsultation haben die Lehrpersonen Stellung genommen. Von 1105 Befragten sind:
– 550 für die Einführung von Förderklassen
– 310 für die Einführung von Fördergruppen
– 245 für keine oder eine andere Lösung

Die Lehrpersonen haben ebenfalls Stellung bezogen, ob speziell verhaltensauffällige Kinder in den Förderklassen oder den Fördergruppen unterrichtet werden sollen.
Von den 1105 Befragten teilen 597 diese Meinung nicht, 508 stimmen zu.


Es gibt unterschiedliche Ansichten unter den Lehrpersonen bezüglich der beiden Unterrichtsformen und der Zielgruppe, die von diesen Angeboten profitieren soll. Die Mehrheit der Lehrpersonen spricht sich jedoch, wie auch wir, für die Einführung von Förderklassen aus, um Kinder und Jugendliche mit eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten optimal zu fördern. Es ist wichtig, dass schwächere Schülerinnen und Schüler eine angepasste Unterrichtsdidaktik erhalten, um gemäss ihren individuellen Fähigkeiten lernen zu können.

Erfahrungen mit Deutsch-Anfangsgruppen zeigen, dass die Organisation in Lerngruppen nicht zielführend ist. Die Schulkinder, die den Gruppenunterricht besuchen, fehlen während wichtiger Unterrichtsstunden in ihrer Stammklasse und sind während des Deutsch- oder Mathematikunterrichts in der Stammklasse anwesend, obwohl sie aufgrund ihrer mangelnden Deutschkenntnisse nicht am Unterricht teilnehmen können. Basierend auf den Stundenplänen, kann der Umstand nicht beeinflusst werden.

Exakt die gleichen Probleme würden auftreten, wenn Fördergruppen eingeführt würden, da sie klassenübergreifend stattfinden und keine Rücksicht auf die Fächer nehmen könnten, die in der Stammklasse unterrichtet werden. In Förderklassen hingegen würden die Kinder und Jugendlichen immer in einem für sie angepassten Unterrichtssetting von geschulten Heilpädagogen unterrichtet werden, um entsprechend ihren Fähigkeiten lernen zu können und ohne ständige Wechsel zwischen den Stammklassen und der Lerngruppe. Die Einführung von Fördergruppen würde zusätzlich zu den negativen Auswirkungen auch den administrativen und organisatorischen Aufwand für Klassenlehrpersonen erhöhen, was zu einer übermässigen beruflichen Belastung führt. Dies widerspricht dem Bestreben, diese zu minimieren.

Weiter sind wir, wie die Mehrheit der Lehrpersonen, der Auffassung, dass es nicht sinnvoll ist, verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche von der Stammklasse zu trennen und sie in Förderklassen zu unterrichten. Wir schliessen uns den 65 Prozent der Lehrpersonen an, die den Lösungsvorschlag des Erziehungsdepartement für Schüler und Schülerinnen mit Verhaltensauffälligkeiten unterstützen, nämlich ein Tagesschulangebot SpA Plus einzuführen. Das Angebot richtet sich an Kinder und Jugendliche, für die die bestehenden Spezialangebote nicht ausreichen und die teilweise nur noch im Einzelsetting unterrichtet werden können. Zusätzlich schlägt das Erziehungsdepartement vor, Lerninseln für Schüler und Schülerinnen zu schaffen, die den Unterricht stören und im grossen Klassenverband nicht gut lernen können.

Es bleibt jedoch für uns die Frage offen, warum 35 Prozent der Lehrpersonen an Förderklassen für verhaltensauffällige Schüler festhalten möchten. Die Auswertung der Hunderte von Kommentaren zur Konsultation sehen wir mit Spannung entgegen und erhoffen uns, dass die weitere Untersuchung mehr Aufschluss darüber gibt.

Wir sind der Meinung es ist von Bedeutung, die Ursachen für auffälliges Verhalten im schulischen Kontext zu untersuchen und die schulischen Faktoren zu identifizieren, die dazu beitragen. Die Volksschule muss sich eingehend mit der Frage auseinandersetzen, ob sie für eine immer geringere Anzahl von Kindern und Jugendlichen geeignet ist. 

Die Schulentwicklung der letzten Jahrzehnte beeinflusst das Lernen und Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen nicht nur positiv. Die steigende Anzahl verhaltensauffälliger Kinder korreliert mit den Reformen und den neuen Unterrichtsformen. Wir erachten es deshalb als zentral, dass die Schule sich intensiv damit auseinandersetzt. Zu viele ideologisch begründete und fachlich nicht fundierte Reformen haben unter Umständen Rahmenbedingungen geschaffen, die wesentliche Faktoren für erfolgreiches Lehren und Lernen vernachlässigt haben und für bestimmte Schüler und Schülerinnen zu auffälligem Verhalten führen.

Es ist unerlässlich, eine kritische Analyse dessen anzustreben, was schiefgelaufen ist, anstatt lediglich darüber nachzudenken, wie und in welchen Settings Schulkinder unterrichtet werden können, die offensichtlich nicht in das aktuelle System passen. Andernfalls betreiben wir nur Symptombekämpfung auf Kosten derjenigen, die immer weniger in das System passen. Denn wenn die Konsequenz eine Separation dieser Kinder und Jugendlichen ist, ist die Massnahme, unserer Meinung nach, ethisch höchst bedenklich.

Sandra Bothe-Wenk 
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Bildungs- und Kulturkommission

Christine Staehelin
Leiterin GLP-Fachgruppe Bildung und Familie

Finanzbericht zur Jahresrechnung 2022 – Bildungsbereich

Notizen der GLP-Fachgruppe Bildung und Familie zum Bericht der Finanzkommission zur Jahresrechnung 2022: https://grosserrat.bs.ch/ratsbetrieb/geschaefte/200112561


Erneut werden erhöhte Kosten für die Zunahme der Verstärkten Massnahmen verbucht. Die Zunahme des sonderpädagogischen Bildungsbedarfs wird im Finanzbericht mit der gesellschaftlichen Entwicklung begründet. Aus Sicht der Fachgruppe greift dieses Argument zu kurz, denn damit werden die Ursachen für die Diagnosen individualisiert. Die verstärkten Massnahmen nehmen seit der Einführung der integrativen Schule linear zu. Die Ursachen können deshalb auch systembedingt sein und durch die Zunahme werden immer höhere Ressourcen für den Bildungsbedarf genieriert.

Auch die hohe Quote junger Erwachsener ohne Sekundarstufe-II-Abschluss ist für die Fachgruppe äusserst besorgniserregend. Trotz verschiedener unterstützender Massnahmen scheinen die Bemühungen, der Entwicklung entgegenzuwirken, nicht ausreichend zu greifen. Eine vertiefte Analyse dieser Entwicklung sowie eine ambitionierte Strategie, um die Abschlussquote Sek II in Basel-Stadt zu erhöhen ist dringend durchzuführen. Die Problematik hat schwerwiegende Konsequenzen für die betroffenen jungen Menschen bezüglich der Gestaltungsfreiheit ihrer Lebensumstände. Gemäss dem Bildungsbericht 2023 kann die niedrige Abschlussquote nicht allein durch individuelle Merkmale der Schülerinnen und Schüler erklärt werden. Die Hintergründe müssen deshalb dringend evaluiert werden. Denn Fakt ist: Basel-Stadt hat die höchsten Bildungsausgaben für die obligatorische Schule.

Ebenfalls bereiten die steigenden Kosten im Bereich der Jugendhilfe, insbesondere für angeordnete Massnahmen, der Fachgruppe Sorge. Nicht nur aus finanzieller Sicht, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass immer mehr Kinder und Jugendliche in Kinder- und Jugendheimen leben. Der Ausbau von ambulanten Angeboten sowie Beratungsstellen deutet darauf hin, dass auch in diesen Bereichen der Bedarf steigt.

Ein weiteres Thema, das die Finanzkommission angesprochen hat, ist, dass trotz der Schaffung neuer Stellen im Bereich der Frühförderung immer noch Wartelisten existieren. Dies ist problematisch, da durch eine frühzeitige Förderung viel erreicht werden kann, jedoch die Zeitfenster dafür knapp sind. Der steigende Bedarf an Frühförderung jedenfalls ist beunruhigend, da sich immer mehr Kinder nicht altersadäquat entwickeln.

Zusammenfassend hält die Fachgruppe Bildung und Familie fest, dass sie angesichts dieser Entwicklung um die nächste Generation sehr besorgt ist. Sie fragt sich: Können wir kommenden Generation gerecht werden und bieten wir ihnen ein Umfeld, in dem sie sich gesund entwickeln können?

Es zeigt sich jedenfalls ein zunehmender Bedarf an Unterstützung und eine steigende Hilfsbedürftigkeit bei Kindern und Jugendlichen sowohl im frühkindlichen Bereich als auch im schulischen und familiären Umfeld.

Es braucht eine umfassende Herangehensweise, um die gesellschaftlichen und bildungspolitischen Herausforderungen zu stemmen.

Für die Fachgruppe Bildung und Familie

Sandra Bothe-Wenk und Christine Staehelin
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen

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