Notiz: Rückblick auf das „Klein Stadtgespräch“ im September 2024 zu „ungleichen Bildungschancen im Klybeck“.
Herzlichen Dank Stadtteilsekretariat Kleinbasel für die Einladung zum spannenden Austausch sowie bei allen Gästen, die dazu beigetragen haben und Martina Rutschmann für ihre Moderation.
Die Situation: Auch im Klybeck und Kleinhüningen beeinflusst das elterliche Engagement den Bildungserfolg der Kinder. Viele Eltern können aufgrund wirtschaftlicher Belastungen oder ihrer Arbeitssituation ihre Kinder nicht ausreichend unterstützen, was die Bildungsungerechtigkeit verstärkt. Der Lernerfolg sollte aber nicht allein von der Situation der Eltern abhängen. Das kantonale Bildungssystem steht betreffend Chancengleichheit der Kinder und Jugendlichen in der Pflicht.Im Zentrum der Diskussion: Tagesstrukturen und Frühförderung spielen eine zentrale Rolle für die Entwicklung der Kinder. Schulrats- und Elternvertretungen und Bildungskommissionsmitglieder betonen die Bedeutung von niederschwelligen Spielgruppen für nicht-deutschsprachige Kinder und verpflichtenden Modulen in den Tagesstrukturen für alle, um Bildungschancen zu verbessern. Die Angebote z.B. für die Hausaufgabenhilfe seien permanent ausgebucht, meint ein Facharbeiter aus dem Quartiertreffpunkt. Die Kinder brauchen mehr Unterstützung neben der Schule, die für alle zugänglich ist. Regierungsrat Mustafa Atici unterstützt insbesondere die Frühförderung, um Chancenungleichheiten frühzeitig auszugleichen.
Eltern aus dem Quartier: Sie fehlen oft – und leider auch an diesem Abend – in der Diskussion. Der Zusammenhang zwischen Migrationshintergrund und Chancengleichheit wird thematisiert. Eine ehemalge Schülerin berichtet von strukturellem Rassismus, während eine Mutter schildert, dass ihre Schweizer Kinder als „überqualifiziert“ galten. Rebekka Sagelsdorff, Professorin für Bildungsoziologie, betont, dass vor allem die sozioökonomische Lage der Eltern entscheidend für die Bildungschancen ist. In der Diskussion um den Bildungserfolg von Migranten wird zudem oft übersehen, dass das Vertrauen in die Fähigkeiten von Kindern mit Migrationshintergrund eine entscheidende Rolle spielt. Studien zeigen, dass Migrantenkinder oft niedrigere Erwartungen seitens der Familie, Gesellschaft und des Bildungssystems erfahren, was ihre Leistungen beeinträchtigen kann. Gleichzeitig profitieren diejenigen, denen dieselben Chancen wie einheimischen Kindern zugetraut werden, deutlich mehr. Erfolgsfaktoren sind entsprechend eine stärkere Anerkennung und Förderung ihrer Fähigkeiten, unabhängig von der Herkunft, sowie die Bekämpfung von strukturellem Rassismus, der ihre Möglichkeiten einschränken könnte.
Leistungsselektion in Basel: Sagelsdorff hinterfragt die Selektion auf Sek I-Stufe, da sie ungleiche Startbedingungen verstärkt. Während manche die Abschaffung der drei Leistungszüge für zu radikal halten, wird der „Atelier-Unterricht“ als Alternative genannt. Allerdings wird schnell klar, dass dies nicht gleichzusetzen ist mit einer Rückkehr zum Klassenverbund ohne Selektion. Zusätzlich wird der Druck bezüglich der Selektion in der 6. PS-Klasse thematisiert, weil die Kinder keine Chance auf Verbesserungen haben, was Auswirkungen auf ihre psychische Belastung, aber auch auf das Klassenklima hat. Wir haben deshalb über die Einführung des Jahreszeugnisses in der Primarschule diskutiert, was bereits angedacht ist.
Politische Forderungen aus dem Quartier: Förderprogramme und Massnahmen müssen gezielt eingesetzt werden, um Wirkung zu entfalten. Die Tagesstrukturen rund um die Schule sollten weiterentwickelt werden. Es besteht Hoffnung auf besseren Bildungserfolg durch die Begleitung des Massnahmenpaket der integrativen Schule.
Zum „klein Stadtgespräch“ online: https://stskb.ch/…/kleinstadt…/kleinstadtgespraeche-2024
Sandra Bothe-Wenk
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen