Basel-Stadt ist Teil der mehrsprachigen Schweiz – und liegt im Dreiländereck, mit engen kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen. Dennoch beschränkt sich der Immersionsunterricht an unseren Mittelschulen bislang ausschliesslich auf Englisch und auf die Gymnasien.
Immersionsangebote in Französisch und/oder Italienisch bieten eine grosse Chance: Sie ermöglichen ein sprachliches und inhaltliches Eintauchen in eine andere Sprache, indem drei Schulfächer wie z.B. Geschichte, Geografie oder Biologie nicht auf Deutsch, sondern in der Zielsprache unterrichtet werden.
Diese Form des Unterrichts fördert den Spracherwerb auf besonders praxisnahe und wirksame Weise. Gleichzeitig stärkt sie die Motivation der Jugendlichen, steigert die Attraktivität der Landessprachen und trägt dazu bei, diese gleichwertig zu fördern. Andere Kantone – wie etwa Basel-Land – machen es vor: mit Immersion in Französisch und Austauschsemestern in der Romandie. Und – Immersion in Französisch überzeugt durch weitere Aspekte:
- Standortvorteil nutzen: Basel-Stadt profitiert kulturell und wirtschaftlich von seiner Nähe zu Frankreich (und Italien)
- Attraktivität steigern: Französisch verliert bei Jugendlichen an Reiz – Immersion kann das ändern.
- Gleichwertigkeit schaffen: Mit der Wahloption F/I an Mittelschulen braucht es Konzepte, die beide Landessprachen ernst nehmen.
- Bildungschancen erhöhen: Austauschprogramme und zweisprachige Matura-Optionen eröffnen neue Bildungswege.
- Fachkräftesicherung: Gerade im pädagogischen Bereich (FMS/Pädagogik) können starke Sprachkompetenzen gezielt helfen.
Vor diesem Hintergrund – und der laufenden Überarbeitung der Fremdsprachenstrategie – habe ich einen Vorstoss eingereicht: Immersionsunterricht als Chance – Landessprachen F/I an Mittelschulen stärken.
Anzug: Immersionsunterricht als Chance – Landessprachen F/I an Mittelschulen stärken
Mehrere Gymnasien in der Schweiz bieten neben Englisch auch Immersionsunterricht in Französisch und/oder Italienisch an. Ein Beispiel ist das Gymnasium Münchenstein, das einzelne Fächer auf Französisch unterrichtet und ein kostenfreies Austauschsemester in der Romandie an einem kantonalen Gymnasium ermöglicht – verbunden mit dem Alltag in einer französischsprachigen Gastfamilie. Das Angebot steht in Münchenstein Schülerinnen und Schülern aller gymnasialen Profile offen. Diese Form des Spracherwerbs ist praxisnah, wirkungsvoll und breit anerkannt: Sie stärkt die individuelle Bildungslaufbahn und fördert in diesem Modell den nationalen Zusammenhalt.
Immersion bietet das sprachliche und inhaltliche Eintauchen in eine andere Sprache, indem mehrere Fächer wie z.B. Geschichte, Geografie oder Biologie – nicht auf Deutsch, sondern in der Zielsprache (z.B. Englisch) unterrichtet werden. So wird der Fremdspracherwerb intensiv gefördert und praktisch verankert. Immersionsunterricht in einer Landessprache wie Französisch, die bei Jugendlichen an Attraktivität verliert, kann dazu beitragen, das Ansehen und die Motivation für den Spracherwerb zu erhöhen. Im Unterschied zum Kanton Basel-Landschaft beschränkt sich in Basel-Stadt das Immersionsangebot bisher aber ausschliesslich auf Englisch. Das erstaunt angesichts der Bedeutung von Französisch als zweite Landessprache und der direkten Nachbarschaft zu Frankreich sowie der historisch gewachsenen Verbindung zum französischen Sprach- und Kulturraum. Der grenzüberschreitende Austausch in Bildung, Kultur und Arbeitswelt ist für Basel zentral.
Im Hinblick auf die neue Wahlmöglichkeit zwischen Französisch und Italienisch an den Mittelschulen stellt sich die Frage, wie Basel-Stadt die Landessprachen künftig gleichwertig und zukunftsgerichtet fördern will. Zudem befindet sich der Kanton Basel-Stadt aktuell gemeinsam mit den Kantonen Basel-Landschaft und Solothurn in einer Überarbeitung der Fremdsprachenstrategie. Eine vertiefte Analyse liegt gemäss Regierungsangaben Anfang 2026 vor. Es bietet sich an, die Prüfung eines möglichen Immersionsangebots in Französisch und Italienisch im Prozess mitzudenken. Im Rahmen der laufenden Überarbeitung und Weiterentwicklung der Fremdsprachenstrategie und unter Berücksichtigung der Erfahrungen jener Gymnasien, die bereits Immersionsunterricht in Französisch und/oder Italienisch anbieten, wird der Regierungsrat beauftragt zu prüfen, ob und wie ein entsprechendes Angebot in Französisch und Italienisch (jeweils separat) an den Gymnasien des Kantons Basel-Stadt eingeführt werden kann und mit welchem Zeithorizont. Er wird gebeten, in diesem Zusammenhang weiter über folgende Aspekte zu berichten:
- ein pädagogisches, organisatorisches und personelles Konzept,
- Varianten zur Einführung eines Austauschsemesters oder bestehende Modelle aus anderen Kantonen,
- Auswirkungen auf die Gleichwertigkeit der Landessprachen sowie auf die Attraktivität des Spracherwerbs im Kanton Basel-Stadt,
- die Möglichkeit, eine zweisprachige Maturität Deutsch/Französisch bzw. Deutsch/Italienisch anzustreben.
Ergänzend wird der Regierungsrat beauftragt zu prüfen und darüber zu berichten:
- Welches Potenzial bietet Immersionsunterricht in Englisch, Französisch und Italienisch an den Fachmittelschulen (WMS, IMS, FMS) – im Hinblick auf die Förderung der Sprachkompetenz sowie die Anschlussfähigkeit an den Arbeitsmarkt und die Tertiärbildung? Von Interesse ist dabei auch, inwiefern solche Angebote gezielt zur Fachkräftesicherung beitragen könnten? (Bereich Französischunterricht in Zusammenhang mit der Studienwahl an der PH FHNW – FMS Schwerpunkt Pädagogik)
- Ob und wie solche Angebote im Rahmen der kantonalen Fremdsprachenstrategie geprüft und allenfalls eingeführt werden könnten – falls ja, mit welchem zeitlichen Horizont; falls nein, mit welcher Begründung.
Sandra Bothe-Wenk
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen
Bild: KI-generiert mit DALL·E (OpenAI)