Grosser Rat 17. Dezember 25: Petition für eine smartphonefreie Schulkultur. Das Parlament beschliesst den Vorstoss ohne Gegenstimme an die Regierung zur abschliessenden Behandlung zu überweisen.
Die Petition stellt eine einfache Forderung: Der Kanton soll Verantwortung übernehmen und den Schulen eine klare, verlässliche Orientierung im Umgang mit Smartphones geben. Während der obligatorischen Präsenzzeit soll eine smartphonefreie Schulkultur der Regelfall sein.
Der Gedanke ist ganz einfach, aber zentral: Die Schule ist ein geschützter Lern- und Entwicklungsraum, in dem sich Kinder konzentrieren, lernen, Beziehungen knüpfen und sich entfalten sollen. Für diesen Raum trägt die Schule während der Präsenzzeit die Verantwortung im Rahmen ihrer Aufsichtspflicht – nicht die Eltern!
Und deshalb stellt sich eine banale, aber entscheidende Frage: Wozu braucht ein Kind während des Unterrichts oder in der Pause ein privates Smartphone?
Für den Unterricht sicher nicht. Basel-Stadt hat die digitale Ausstattung längst gesichert: Ab der 1. Klasse stehen schulische Geräte zur Verfügung, und ab der 5. Klasse erhält jedes Kind ein persönliches eduBS-Book.
Digitale Bildung findet statt; angeleitet sinnvoll und geschützt. Medienkompetenz, auch der Umgang mit Social Media-Plattformen einschliesslich der Präventionsarbeit, wird im Unterricht vermittelt. Dafür braucht es keine privaten Smartphones, sondern gut ausgebildete Lehr- und Fachpersonen und die Laptops, die der Kanton kostenlos zur Verfügung stellt.
Bleibt die Pause. Und hier wissen wir aus Erfahrung, was Schülerinnen und Schülern guttut: rennen, spielen, reden, lachen und sich erholen.
Im Petitionsbericht heisst es: Schulen hätte Regeln. Und ja, es gibt Hausordnungen und es gibt an vielen Schulstandorten verschiedene Handyregelungen. Aber die Lehrpersonen erleben eine andere Realität, ein Flickenteppich, meint der Präsident des Lehrerverbands in einem Beitrag von Prime News und fordert klare Vorgaben.
Jede Schule erfindet das Rad neu – das ist nicht sinnvoll
Zudem zeigt sich, dass eine Mehrheit des Schulpersonals ein generelles Handyverbot auf dem Schulareal befürwortet und andere zumindest eine stufengerechte, kantonal einheitliche Leitlinie. Das hat die Umfrage der FSS diesen Juni ergeben.
Nicht, weil sie die Digitalisierung ablehnen. Nicht, weil sie das Smartphone verteufeln. Sondern weil sie tägliche sehen, was Handys im Schulalltag auslösen: Ablenkung, Unruhe, Suchtmechanismen, Druck, Cybermobbing und eine enorme zusätzliche Belastung für ihren ohnehin anspruchsvollen Job. Und – kommt es zu Grenzverletzungen per Handy in der Schule, wie ist es mit der politischen Verantwortung des Erziehungsdepartements? Auch darüber macht sich der Lehrerverband Gedanken.
Darum ist die Behauptung «es sei geregelt» nur die halbe Wahrheit. Lehr- und Fachpersonen wünschen sich eine kantonale Rahmensetzung – eine Entlastung und klare Haltung im Interesse der Kinder.
Auch die Petentinnen und Petenten wünschen sich, dass der Kanton klar Stellung bezieht, Orientierung schafft, Verantwortung sichtbar übernimmt und die Schulen im Alltag durch eine verbindliche Grundhaltung unterstützt: Eine smartphonefreie Schulkultur als Regelfall – ohne dogmatisch zu sein.
BILDUNG SCHWEIZ schreibt: Viele Schulen verschärfen Handyregeln, weil Kinder die Nutzung selbst nicht regulieren können.
Und wir wissen: Diese Apps und Plattformen sind darauf ausgelegt Aufmerksamkeit zu binden. Das überfordert Erwachsene und erst recht Kinder und Teenager. Zu erwarten, sie könnten das während des Schulalltags selbst steuern ist einfach nicht realistisch.
Die Überweisung an die Regierung schafft die Möglichkeit, den Schutzauftrag für einen pädagogische gestalteten Raum systematisch anzugehen: die bestehenden Regelungen der Schulen zu bündeln, Transparenz zu schaffen, und daraus eine klare kantonale Linie zu entwickeln, die allen dient; den Schülerinnen und Schülern, dem Schulpersonal und den Eltern.
Nicht als Eingriff in die Schulautonomie, sondern als Unterstützung und Orientierung.
Als Antwort auf das, was das Schulpersonal uns deutlich signalisiert.
Als Schutz für die Kinder, für den wir Erwachsenen verantwortlich sind.
Diese Verantwortung liegt während der obligatorischen Präsenszeit bei der Volksschule und ihren Standorten.
Unsere Kinder verdienen es, in der Schule präsent zu sein – bei sich selbst und bei ihren Mitmenschen. Damit die Schule ein geschützter Raum bleibt und kein Nebenschauplatz der Smartphone-Ökonomie wird, braucht es eine klare kantonale Grundhaltung und einheitliche Vorgaben. Smartphones gehören zum Alltag von Kindern und Jugendlichen. Aber der Pausenplatz und das Klassenzimmer sind nicht die Orte dafür.
Sandra Bothe-Wenk
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen
Bild: KI-generiert mit DALL·E (OpenAI)