NOTIZ zur Förderklassen-Initiative

Ein Komitee aus dem Schulbereich lanciert im Kanton Basel-Stadt eine Volksinitiative für mehr separative Bildungsangebote.
Ziele des Komitee sind die Wiedereinführung von heilpädagogisch geführten Förderklassen innerhalb der integrativen Regelschule und der Ausbau von sonderpädagogischen Angeboten (sowohl staatlich als auch privat). Es brauche endlich wieder eine passende Schule für alle Kinder und Jugendlichen!

Ich bin der Meinung, dass möglichst viele Kinder in den Regelunterricht integriert werden sollen. In der Praxis kommt die Schule aber dann an ihre Grenzen, wenn alle Kinder zu kurz kommen.

Der Bildungsauftrag, auf alle Kinder der Klasse gleichermassen individuell und bedürfnisgerecht einzugehen, bringt das System an den Rand der Belastbarkeit und schafft deshalb auch Verlierer.

Zu diesen gehören in erster Linie Kinder mit einer Lernschwäche sowie Kinder mit einer Hörbeeinträchtigung und/oder Sprach-Erwerbsstörung. Sie brauchen eine intensivere, entwicklungs- und fähigkeitsadäquate Förderung in einer kleinen Gruppe am besten von geschulten Heilpädagog:innen.

Die aktuell gesprochenen Fördermassnahmen führen dazu, dass die Schultage oft unruhig sind, weil sich sehr viele Personen gleichzeitig im Klassenzimmer befinden. Das ist für manche Kinder eine zu grosse Herausforderung und ebenso für die Gestaltung der vertieften pädagogischen Beziehungs- und Bezugspersonen-Arbeit. Die Kinder werden von diversen Lehr- und Fachpersonen unterrichtet und finden sich in unzähligen unterschiedlichen Lern-Settings wieder.

Förderklassen sollen deshalb in erster Linie für Kinder mit einer Lernbehinderung geschaffen werden. Sie brauchen spezifische geschulte Unterstützung und einen ruhigen Lernrahmen in der kleinen Gruppe.

Schülerinnen und Schüler mit einer Verhaltensauffälligkeit hingegen, sofern diese nicht pathologisch ist, lernen am besten im Setting der Regelklasse, da sie dort verschiedenste Vorbilder haben und das Lernen im Kollektiv, welche bestimmte Verhaltensanpassungen verlangt, im Zentrum steht.

Eine Herausforderung bei der Umsetzung der Initiative besteht meiner Meinung nach darin, den Begriff der Verhaltensauffälligkeit zu definieren, da die Gründe für ein auffälliges Verhalten zahlreich und vielschichtig sind.

Ein Ausbau der bestehenden Ressourcen kann zu noch mehr Unruhe führen, zu noch mehr unterschiedlichen Settings, zu noch mehr Lehr- und Fachpersonen in der Klasse und damit zu einem Umfeld führen, dass der Situation nicht förderlich ist und den Kindern nicht wirklich zugutekommt.

Ein solches Model, kann ich mir dann vorstellen,  wenn sich Regelklassen grundsätzlich durch eine kleinere Klassengrösse auszeichnen und durch eine Heilpädagog:in begleitet werden – mit hohem Beschäftigungsgrad.

Das Thema „Integrative Schule“ ist komplex und differenziert zu betrachten. Ich lehne Förderklassen nicht ab und denke, sie können Teil einer integrativen Schule werden, welche die Schule als Ganzen stärken.

Sandra Bothe-Wenk
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen