Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt

Schlagwort: Sekundarschule II

Strategie zur Erhöhung der Abschlussquote auf Sek II

Basierend auf dem Bericht der Finanzkommission zur Jahresrechnung 2022 habe ich mir zum Erziehungsdepartement, Punkt 5.3.3 Mittelschule: „Problematik der vielen jungen Erwachsenen ohne Sek II-Abschluss“ weiterführende Gedanken gemacht. Dies im Hinblick darauf, dass die Finanzkommission festhält, es sei keine Strategie und Analyse zum Thema erkennbar.


Notiz zur Entwicklung einer Strategie zur Erhöhung der Abschlussquote auf Sekundarstufe II im Kanton Basel-Stadt

Im Zusammenhang mit der aktuellen Situation der tiefen Abschlussquote von jungen Menschen auf Sek II-Stufe in Basel-Stadt, die bei 85.1% liegt, sollte der Fokus verstärkt auf dieses Problem gelenkt werden. Die niedrige Abschlussquote auf der Sek II-Stufe hat schwerwiegende Konsequenzen für die betroffenen jungen Menschen. Es resultieren daraus begrenzte berufliche Möglichkeiten, erhöhtes Arbeitslosigkeitsrisiko, Einkommensungleichheit, eingeschränkter Zugang zu weiterer Bildung und damit zu einer Verminderung persönlicher Entwicklungschancen. Es ist deshalb von grosser Bedeutung, Massnahmen zur Verbesserung der Abschlussquote zu ergreifen, um den Schülern und Schülerinnen grössere berufliche Chancen einzuräumen.

Vorstösse wie der vom Parlament im Juni 23 überwiesene Anzug von Franziska Roth betreffend eine proaktive Förderung der Nachholbildung, sind zwar eine mögliche Antwort auf die Problematik der tiefen Abschlussquote, tragen aber wenig zur Ursachenbekämpfung bei. Deshalb sind neben der Stärkung der Nachholbildung eine Analyse der zugrunde liegenden Ursachen für die ungute Situation sowie die Entwicklung einer nachhaltigen Strategie unerlässlich. Der Bericht der Finanzkommission verdeutlicht, dass der Kanton Basel-Stadt zwar einige Massnahmen zur Erhöhung der Abschlussquote implementiert hat, jedoch noch Bedarf an vertieften Analysen und einer «ambitionierten» Strategie besteht, um die Anzahl der jungen Menschen ohne Sek II-Abschluss effektiv zu reduzieren. Gemäss Bildungsbericht 2023 kann die niedrige Abschlussquote nicht allein durch individuelle Merkmale der Schülerinnen und Schüler erklärt werden. Zudem hat Basel-Stadt die höchsten Bildungsausgaben für die obligatorische Schule und dennoch erreichen verhältnismässig weniger Jugendliche einen Abschluss auf der Sek II Stufe als in anderen Kantonen.

In diesem Zusammenhang fordert der Anzug von Melanie Nussbaumer betreffend Erhöhung der Abschlüsse auf der Sekundarstufe II, den ich mituntersütze, den Regierungsrat auf, die Hintergründe zu prüfen.

→ Hier geht’s zum Vorstoss online: https://grosserrat.bs.ch/ratsbetrieb/geschaefte/200111896

Es ist meiner Meinung nach unabdingbar mittels einer Studie die strukturellen, bildungspolitischen und sozialen Ursachen für die hohe Anzahl von jungen Menschen ohne Sek II-Abschluss in Basel-Stadt zu identifizieren und zu prüfen, inwiefern die Reformen der letzten Jahrzehnte zur tiefen Abschlussquote beigetragen haben. Es sollten insbesondere die Barrieren und Hindernisse untersucht werden, die den Bildungsweg der Schüler und Schülerinnen beeinflussen. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse sollte eine langfristige Strategie mit entsprechenden Massnahmen zur Verbesserung der Abschlussquote im Kanton Basel-Stadt geprüft und allenfalls eingeführt werden. Dabei sind meiner Meinung nach die Best-Practice-Erfahrungen anderer Kantone einzubeziehen, die eine höhere Abschlussquote erreichen oder bereits erfolgreich die Abschlussquote verbessert haben und die auf den Kontext von Basel-Stadt übertragbar sind. Strukturelle und bildungspolitische Anpassungen, die gegebenenfalls nötig werden, sollten ausgewiesen werden. Bei der Erarbeitung einer kantonalen Strategie sollte ebenso evaluiert werden, wie eine Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Schulen, Lehrkräften, Lehraufsicht, Eltern und anderen relevanten Akteuren wie beispielsweise dem Gap – Case Management Berufsbildung erreicht werden kann, um Schülerinnen und Schüler noch effektiver bzgl. erfolgreicher Abschlüsse auf Sek. II zu unterstützen.

Ich bin sehr auf den Regierungsrat-Bericht zum Anzug Nussbaumer betreffend die Erhöhung der Abschlüsse auf Sekundarschule II gespannt. Mit den Bericht ist aber leider erst im Juni 2024 zu rechnen.

Sandra Bothe-Wenk
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen


Bericht der Finanzkommission zur Jahresrechnung 2022 online: https://grosserrat.bs.ch/dokumente/100404/000000404898.pdf

Bildquelle: zhaw.ch

Abschlussquote auf Sekundarstufe 2

Der Anzug bezgl. Erhöhung der Abschlüsse auf Sekundarstufe II wurde im Grossen Rat von allen Fraktion ohne Gegenstimme überwiesen. Im Vorfeld der parlamentarischen Sitzung habe ich mich mit dem Anliegen auseinandergesetzt und der Grünliberalen Fraktion den Vorstoss zur Unterstützung empfohlen.

Der Anzug nimm u.a. auch die Fragestellungen meiner Schriftlichen Anfrage in Bezug auf die hohe Durchfallquote bei Lehrabschlüssen auf, die die Regierung beantwortet hat und die in Zusammenarbeit mit der Fachgruppe Bildung und Familie entstanden ist.

Schriftliche Anfrage:
https://www.sandra-bothe.ch/hohe-durchfallquote-bei-den-lehrabschlusspruefungen/

Antwort der Regierung:
https://www.grosserrat.bs.ch/dokumente/100402/000000402631.pdf


Grosser Rat 19. Oktober 2022: Notiz zum Anzug von Melanie Nussbaumer SP bezgl. der Erhöhung der Abschlüsse auf der Sekundarstufe II

Gemäss Bundesamt für Statistik haben rund 10% der Schweizer Bevölkerung im Alter von 25 Jahren keinen Ausbildungsabschluss. In Basel-Stadt sind es 15 Prozent.

Ein Abschluss auf Sekundarstufe II gilt als Voraussetzung für einen erfolgreichen Eintritt ins Erwerbsleben.

Wir sprechen also von jungen Erwachsenen, die ohne Abschluss in der Konsequenz in ihrer Gestaltungsfreiheit und -Fähigkeit beeinträchtigt sind. Zudem entgehen sie – als dringend benötigte Fachkräfte – unserem Wirtschaftsraum.

Die Anzugsstellenden fordern in einer Studie die Gründe detailliert zu evaluieren und damit Erkenntnisse für zielführende Massnahmen zu erhalten. Dies ist auch im Sinne des Erziehungsdepartements.

Was man bereits heute weiss, ist, dass offenbar die Ausbildungsstufe der Eltern einen grossen Einfluss auf die Abschlussquote der Jugendlichen hat, was nicht zu beeinflussen ist.

Hingegen können wir verstärkt etwas für die besonders betroffene Zielgruppe von männlichen Jugendlichen mit Migrationshintergrund tun, deren Eltern einem tiefen Bildungsstatus haben. Diese jungen Menschen sollen nicht zu Bildungsverlierern werden.

Einige Jugendliche finden direkt nach der Volksschule keinen Anschluss. Andere brechen die Lehre ab und finden keinen Einstieg mehr. Und Jugendliche in Praktika’s werden vom Case-Management nicht erfasst und von der Lehraufsicht auch nicht begleitet.

Ich frage mich deshalb, welche kantonalen Lösungen in diesem Bereich gezielt Handbieten können?Grundsätzlich kann man aber festhalten, dass je früher die Hilfestellung in der Schullaufbahn der Kinder erfolgt, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit die Ausbildung bis im Alter von 25 Jahren erfolgreich abzuschliessen. Wir müssen an den Schulen von Beginn weg sehr Sorge tragen, dass wir allen Gruppen gerecht werden können. Also die Schule und das Lernen so gestalten, dass sich alle Kinder angesprochen fühlen – Mädchen und Jungen. Dies hat einen weitgehenden Einfluss auf die persönliche Entwicklung und auf die schulische Laufbahn.

Die Problematik ist tiefgründig. Der Anzug wird das Problem wohl nicht lösen, aber kann einen Beitrag zur Verbesserung der Situation leisten.Die Schule hat auch einen kompensatorischen Auftrag: Sie muss alles dafür tun, damit der Zusammenhang zwischen Herkunft und Bildungserfolg verringert wird.

Sandra Bothe-Wenk
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen

Bildquelle: Luzerner Zeitung, 15.03.2019

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