Grosser Rat 11. Mai 2023: Überweisung mit 92 Ja zu 1 Nein bei 0 Enthaltung zur Ausarbeitung einer Vorstudie gemäss Bericht der UVEK zum Ratschlag betreffend Ausgabenbewilligung für die Beteiligung des Kantons Basel-Stadt an der Vorstudie für eine Tieferlegung der S-Bahn in Riehen sowie zum Bericht zu zwei Anzügen und Mitbericht der Regiokommission

Als Einwohnerin von Riehen weiss ich, wie gross die Bedeutung für die Tieferlegung der S-Bahn für unsere Gemeinde ist. Die Gründe dafür sind vielfältig:

Zum einen geht es um den Schutz des historischen Ortsbilds und Ortskern, welche durch einen oberirdischen Ausbau erheblich beeinträchtigt würden.

Des Weiteren würde die taktverdichtete oberirdische Doppelspur-Variante zu einer erheblichen Zunahme der Lärmbelastung für die Bevölkerung führen, insbesondere bei Anwohnenden im Bereich der Bahnlinie und der Bahnübergänge.

Ein solch grossflächiger Ausbau würde die bereits heute sicht- und spürbare Trennung im Bereich von Riehen Dorf weiter akzentuieren und in zwei Teile spalten und die Verkehrsinfrastruktur gefährden.

Auf der kurzen Strecke von einem Kilometern sind 5 Bahnübergänge notwendig, um die Verbindungen in die Quartiere und nach Bettingen und Inzlingen zu gewährleisten. Ein oberirdischer Ausbau würde zeitweise zu hohem Verkehrsaufkommen mit Rückstau auf den Zubringerstrassen führen, weil die Schranken der Bahnübergänge aufgrund der geplanten 15-Minuten-Taktverdichtung der S-Bahn pro Stunde 8x geschlossen werden müssten. Dies ist mit Wartezeiten verbunden und belastet damit die Verkehrsinfrastruktur der Gemeinde Riehen nachhaltig. Davon betroffen wäre auch die ÖV-Anbindung an das Bus- und Tram-Netz.

Ein oberirdischer Ausbau wäre ungefähr so, als würde man in den Quartieren Bachletten, Gotthelf und Iselin die Bahnunterführungen in Bahnübergänge umwandeln und dann alle 15 Minuten die Schranken 2x schliessen. Man stelle sich den Verkehrsrückstau in die Quartiere vor und die Auswirkungen in Bezug auf die Lärmbelastung.

Ich bin mir aber bewusst, dass eine gute grenzüberschreitende S-Bahn-Anbindung unseren Wirtschaftsstandort stärkt. Grenzgänger können schnell, zuverlässig und ökologisch pendeln, was unserem Kanton Arbeitskräfte bringt und dem Fachkräftemangel entgegenwirkt. Die trinationale S-Bahn bringt natürlich ebenso unsere pendelnde Bevölkerung und die Besucher in unserer Region, bequem in die umliegenden Städte, Gemeinden und grenzüberschreitende Agglomeration. Ich sehe denn auch Chancen betreffend dem Ausbau der S-Bahn und einem dichteren Fahrplan. Der ÖV gewinnt an Attraktivität. Die steigende Nachfrage kann durch die Angebotsentwicklung befriedigt und die Zunahme des Verkehrsaufkommens aufgrund der stetig wachsenden Bevölkerung durch die Verlagerung auf die S-Bahn minimiert werden.

Ein oberirdischer Doppelspur-S-Bahn-Ausbau durch Riehen, wie er aber derzeit geplant ist, wäre trotz der erwähnten Vorteile, ein extrem starker Eingriff in das historisch gewachsene Siedlungsgebiet von Riehen und würde diverse Probleme und Nachteile für die Einwohnenden und Besuchenden schaffen.

Hingegen erkenne ich bei der Tieferlegung respektive vor allem bei einer Tunnelvariante einen zusätzlichen Nutzen für die Bevölkerung im Kanton Basel-Stadt: Der gewonnene Platz kann für attraktive Fuss- und Velowegverbindungen und Grünflächen verwendet werden.

Sandra Bothe-Wenk
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen


Online: Grosser Rat Basel-Stadt, Geschäft 22.1550
Ratschlag zur Ausgabenbewilligung für die Tieferlegung der S6
https://grosserrat.bs.ch/ratsbetrieb/geschaefte/200112140