Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt

Schlagwort: Durchfallquote

Abschlussquote auf Sekundarstufe 2

Der Anzug bezgl. Erhöhung der Abschlüsse auf Sekundarstufe II wurde im Grossen Rat von allen Fraktion ohne Gegenstimme überwiesen. Im Vorfeld der parlamentarischen Sitzung habe ich mich mit dem Anliegen auseinandergesetzt und der Grünliberalen Fraktion den Vorstoss zur Unterstützung empfohlen.

Der Anzug nimm u.a. auch die Fragestellungen meiner Schriftlichen Anfrage in Bezug auf die hohe Durchfallquote bei Lehrabschlüssen auf, die die Regierung beantwortet hat und die in Zusammenarbeit mit der Fachgruppe Bildung und Familie entstanden ist.

Schriftliche Anfrage:
https://www.sandra-bothe.ch/hohe-durchfallquote-bei-den-lehrabschlusspruefungen/

Antwort der Regierung:
https://www.grosserrat.bs.ch/dokumente/100402/000000402631.pdf


Grosser Rat 19. Oktober 2022: Notiz zum Anzug von Melanie Nussbaumer SP bezgl. der Erhöhung der Abschlüsse auf der Sekundarstufe II

Gemäss Bundesamt für Statistik haben rund 10% der Schweizer Bevölkerung im Alter von 25 Jahren keinen Ausbildungsabschluss. In Basel-Stadt sind es 15 Prozent.

Ein Abschluss auf Sekundarstufe II gilt als Voraussetzung für einen erfolgreichen Eintritt ins Erwerbsleben.

Wir sprechen also von jungen Erwachsenen, die ohne Abschluss in der Konsequenz in ihrer Gestaltungsfreiheit und -Fähigkeit beeinträchtigt sind. Zudem entgehen sie – als dringend benötigte Fachkräfte – unserem Wirtschaftsraum.

Die Anzugsstellenden fordern in einer Studie die Gründe detailliert zu evaluieren und damit Erkenntnisse für zielführende Massnahmen zu erhalten. Dies ist auch im Sinne des Erziehungsdepartements.

Was man bereits heute weiss, ist, dass offenbar die Ausbildungsstufe der Eltern einen grossen Einfluss auf die Abschlussquote der Jugendlichen hat, was nicht zu beeinflussen ist.

Hingegen können wir verstärkt etwas für die besonders betroffene Zielgruppe von männlichen Jugendlichen mit Migrationshintergrund tun, deren Eltern einem tiefen Bildungsstatus haben. Diese jungen Menschen sollen nicht zu Bildungsverlierern werden.

Einige Jugendliche finden direkt nach der Volksschule keinen Anschluss. Andere brechen die Lehre ab und finden keinen Einstieg mehr. Und Jugendliche in Praktika’s werden vom Case-Management nicht erfasst und von der Lehraufsicht auch nicht begleitet.

Ich frage mich deshalb, welche kantonalen Lösungen in diesem Bereich gezielt Handbieten können?Grundsätzlich kann man aber festhalten, dass je früher die Hilfestellung in der Schullaufbahn der Kinder erfolgt, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit die Ausbildung bis im Alter von 25 Jahren erfolgreich abzuschliessen. Wir müssen an den Schulen von Beginn weg sehr Sorge tragen, dass wir allen Gruppen gerecht werden können. Also die Schule und das Lernen so gestalten, dass sich alle Kinder angesprochen fühlen – Mädchen und Jungen. Dies hat einen weitgehenden Einfluss auf die persönliche Entwicklung und auf die schulische Laufbahn.

Die Problematik ist tiefgründig. Der Anzug wird das Problem wohl nicht lösen, aber kann einen Beitrag zur Verbesserung der Situation leisten.Die Schule hat auch einen kompensatorischen Auftrag: Sie muss alles dafür tun, damit der Zusammenhang zwischen Herkunft und Bildungserfolg verringert wird.

Sandra Bothe-Wenk
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen

Bildquelle: Luzerner Zeitung, 15.03.2019

Hohe Durchfallquote bei den Lehrabschlussprüfungen

Schriftliche Anfrage Mai 2022

Die hohe Durchfallquote bei den Lehrabschlussprüfungen in der Schweiz ist bedenklich. Das Ziel jeder Lehre muss sein – nach 3 oder 4 Jahren – die Abschlussprüfungen zu bestehen. In Basel liegen die Zahlen mit einer Durchfallquote von 10 Prozent gar über dem schweizweiten Durchschnitt von 8.2 Prozent.

Die Grünliberale Bildungsgruppe meint, dass es Zeit ist, die Ursachen zu ergründen, damit daraus Massnahmen abgeleitet werden können, um Abhilfe zu schaffen. Wir fragen uns, ob ein Zusammenhang zwischen der hohen Durchfallquote und der tiefen Abschlussquote besteht. Aufgrund der offenen Fragen ist dieser Vorstoss entstanden.


In der Sonntagsausgabe der Basler Zeitung vom 15. Mai befasst sich ein Artikel mit dem Titel „Wenn Lehrlinge reihenweise durch die Prüfung rasseln“ mit der hohen Durchfallquote in der Schweiz von Jugendlichen bei der Lehrabschlussprüfung.

So sollen schweizweit 5889 Jugendliche im Jahr 2021 die Lehrabschlussprüfung nicht geschafft haben, was rund 8.2% entspricht. Diese Quote liegt deutlich höher als jene bei den Maturitätsprüfungen, bei denen die Durchfallquote schweizweit bei 4% liegt.

Der Artikel listet einzelne Berufe auf anhand von Zahlen des Bundesamts für Statistik BfS, um zu zeigen, dass die Durchfallquote bei einzelnen Berufen sogar 20% bis zu unglaublichen 42% betragen kann. Im Rahmen desselben Artikels werden verschiedene Expert:innen nach den Gründen befragt: Vom Mangel an Verantwortungsbewusstsein und Berufsstolz bei den Jugendlichen ist die Rede; von überlasteten Betrieben, bei denen die Lehrlinge kaum Zeit für eine gute Ausbildung hätten oder von einer überbordenden Fülle des Schulstoffs.

Zu den Gründen wird auch der Bildungsexperte Markus Neuenschwander von der FHNW befragt und dieser konstatiert, dass die tatsächlichen Gründe zu wenig erforscht seien und er nur mutmassen könne. Hingegen seien die Folgen einer nicht bestandenen Abschlussprüfung besser erforscht: Dazu gehört u.a. ein deutlich erhöhtes Risiko, arbeitslos zu werden; viele verdienen in der Folge weniger oder manche Jugendliche hätten sogar ein erhöhtes Suchtmittelrisiko.

Diese Aussagen lassen aufhorchen und es stellt sich die Frage, warum nicht mehr zu den Gründen der Durchfallquote geforscht wird, gerade weil der Duale Bildungsweg immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit steht und in Basel-Stadt nach der Sekundarschule I eine höhere Direkt-Übertrittsquote in die Lehre erreicht werden soll.

In diesem Zusammenhang steht für mich auch die tiefe Abschlussquote auf der Sekundarstufe II in Basel-Stadt von 15 Prozent. Sie wird vom Vorsteher des Erziehungsdepartements zurecht ins Zentrum der kantonalen Diskussion gerückt. Bezugnehmend auf die Schriftliche Anfrage von Claudio Miozzari betreffend der tiefen Abschlussquote lese ich, dass 24% der Jugendlichen die Lehre nicht abgeschlossen haben. Die Durchfallquote beträgt in Basel-Stadt bei den Lehrabschlussprüfungen rund 10% und liegt damit über dem Schweizer Durchschnitt von 8.2 Prozent.

Aufgrund der wichtigen Thematik ergeben sich weitere Fragen rund um die Berufsbildung, um deren Beantwortung ich den Regierungsrat bitte:

  1. Wie ist die Durchfallquote bei der beruflichen Bildung auf einzelne Berufe aufgeteilt – bzw. gibt es in Basel-Stadt Abweichungen bezogen auf einen schweizweiten Vergleich?
  2. Besteht in Basel-Stadt ein Monitoring über die „Problemberufe“ auch unter dem Aspekt der Chancengerechtigkeit? Falls ja, wie wird mit den Ergebnissen verfahren? Falls nein, warum nicht?
  3. Gibt es konkrete Ansätze, die Durchfallquote bei den Lehrabschlussprüfungen zu senken?
  4. Wie ist das Vorgehen nach einer nichtbestanden Lehrabschlussprüfung?
    • Welche Stellen werden wie involviert?
    • Hinsichtlich der vergleichsweisen tiefen Abschlussquote in Basel-Stadt: Wie werden junge Menschen motiviert und begleitet, die Prüfung erneut abzulegen?
  5. Die negativen Auswirkungen einer Lehrvertragsauflösung auf die Jugendlichen sind massiv. Die Regierung nennt in der Beantwortung der Anfrage Miozzari als Gründe für die Lehrvertragsauflösung u.a. falsche Berufswahl und veränderter Berufswunsch. 24 Prozent der Jugendlichen brechen in Basel die Lehre ab. Bei den Lernenden mit EBA sind es 14 Prozent.
    • Wie viele Lehrverträge werden von den Ausbildungsbetrieben aufgelöst und wie viele seitens der Lehrlinge?
    • Wieviel Prozent der Jugendlichen finden eine Anschlusslösung?
    • Gemäss Experten ist die Thematik der Gründe für Lehrabbrüche nicht wirklich erforscht. Kann sich der Regierungsrat eine Evaluation der Gründe und die Prüfung von Massnahmen zur Senkung der Abbruchquote vorstellen?
  6. Die Fachstelle Lehraufsicht kümmert sich um die Lehrlinge bei der Auflösung eines Lehrvertrags.
    • Wie oft müssen in Basel-Stadt Sanktionen in Bezug auf die Verletzung der Ausbildungspflicht im Lernbetrieb ausgesprochen werden?
    • Ist der Regierungsrat der Meinung, dass es gewinnbringend sein könnte, die Lehraufsicht über die Ausbildungsqualität in den Betrieben zu verstärken– im Sinne einer besseren Begleitung und Unterstützung?

 

Sandra Bothe-Wenk
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen

Medienberichte:
https://www.bazonline.ch/wenn-lehrlinge-reihenweise-durch-die-pruefung-rasseln-820093839096
https://www.bazonline.ch/es-braucht-ein-flaechendeckendes-monitoring-331158499498

Bildquelle:
www.skkab.ch

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