Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt

Schlagwort: Abschlussquote

Chancengerechte Bildungsförderung: Prüfung der Stipendienbeiträge

Grosser Rat 20. September 2023: Überweisung mit 60 JA zu 33 Nein des Vorstosses betreffend mehr Chancengerechtigkeit durch höhere Stipendien für Lernende und Studierende


In Anbetracht der niedrigen Abschlussquote von 85,1% in der Erstausbildung junger Menschen in Basel-Stadt ist es für die Grünliberalen von Bedeutung zu prüfen, ob die Höhe der Stipendienbeiträge ein möglicher Faktor für diese Problematik ist. Die geringe Abschlussquote in der Sekundarstufe II hat schwerwiegende Konsequenzen für die Betroffenen. Ihre beruflichen Möglichkeiten sind begrenzt, sie tragen ein erhöhtes Arbeitslosigkeitsrisiko und leiden unter Einkommensungleichheit sowie eingeschränktem Zugang zu weiterer Bildung. Dieser Umstand beeinträchtigt nicht nur ihre persönliche Entwicklung, sondern kann auch zu einer sozialen Belastung für die Gesellschaft führen.

Wenn also die Erhöhung der Stipendienbeiträge, allenfalls an den Schweizer Durchschnitt, mehr Basler Schülerinnen und Schülern grössere berufliche Chancen in Bezug auf ihre Erstausbildung ermöglicht, ist dies sinnvoll und ein Kriterium, um sicherzustellen, dass Bildung für alle gleichermassen erreichbar ist. Angesichts der gestiegenen Lebenshaltungskosten sollten wir diesem Umstand auch bezüglich der Stipendienbeiträge Rechnung tragen und die finanzielle Belastung, während der Erstausbildung gezielt mindern, wo es notwendig ist. Andernfalls könnten wir die Bildungschancen junger Menschen negativ beeinflussen, da einige aufgrund ihrer wirtschaftlichen Situation von weiterführenden Bildungs- oder Ausbildungsmöglichkeiten absehen könnten.

Es ist auch wichtig zu betonen, dass individuelle Umstände und Lebenssituationen variieren. Nicht alle Auszubildenden wohnen während ihrer Grundausbildung bei ihren Familien. Einige tun dies möglicherweise aufgrund schwieriger Familienverhältnisse nicht. Andere beginnen direkt nach der Volksschule zu arbeiten, eventuell bedingt durch die wirtschaftliche Situation ihrer Familie.

Unser Ziel sollte sein, das Potential junger Menschen zu fördern und den Zugang zur Bildung nicht zu behindern. Die Regierung ist bereit den Vorstoss entgegenzunehmen und zu berichten. Die Grünliberalen sind auf das Ergebnis gespannt und in diesem Kontext empfehlen wir den Vorstoss auch zur Überweisung.

Sandra Bothe-Wenk
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen


Online: Grosser Rat Basel-Stadt, Geschäft 23.5298
Anzug Trevisan betreffend Stipendienbeiträge
https://grosserrat.bs.ch/ratsbetrieb/geschaefte/200112514

Strategie zur Erhöhung der Abschlussquote auf Sek II

Basierend auf dem Bericht der Finanzkommission zur Jahresrechnung 2022 habe ich mir zum Erziehungsdepartement, Punkt 5.3.3 Mittelschule: „Problematik der vielen jungen Erwachsenen ohne Sek II-Abschluss“ weiterführende Gedanken gemacht. Dies im Hinblick darauf, dass die Finanzkommission festhält, es sei keine Strategie und Analyse zum Thema erkennbar.


Notiz zur Entwicklung einer Strategie zur Erhöhung der Abschlussquote auf Sekundarstufe II im Kanton Basel-Stadt

Im Zusammenhang mit der aktuellen Situation der tiefen Abschlussquote von jungen Menschen auf Sek II-Stufe in Basel-Stadt, die bei 85.1% liegt, sollte der Fokus verstärkt auf dieses Problem gelenkt werden. Die niedrige Abschlussquote auf der Sek II-Stufe hat schwerwiegende Konsequenzen für die betroffenen jungen Menschen. Es resultieren daraus begrenzte berufliche Möglichkeiten, erhöhtes Arbeitslosigkeitsrisiko, Einkommensungleichheit, eingeschränkter Zugang zu weiterer Bildung und damit zu einer Verminderung persönlicher Entwicklungschancen. Es ist deshalb von grosser Bedeutung, Massnahmen zur Verbesserung der Abschlussquote zu ergreifen, um den Schülern und Schülerinnen grössere berufliche Chancen einzuräumen.

Vorstösse wie der vom Parlament im Juni 23 überwiesene Anzug von Franziska Roth betreffend eine proaktive Förderung der Nachholbildung, sind zwar eine mögliche Antwort auf die Problematik der tiefen Abschlussquote, tragen aber wenig zur Ursachenbekämpfung bei. Deshalb sind neben der Stärkung der Nachholbildung eine Analyse der zugrunde liegenden Ursachen für die ungute Situation sowie die Entwicklung einer nachhaltigen Strategie unerlässlich. Der Bericht der Finanzkommission verdeutlicht, dass der Kanton Basel-Stadt zwar einige Massnahmen zur Erhöhung der Abschlussquote implementiert hat, jedoch noch Bedarf an vertieften Analysen und einer «ambitionierten» Strategie besteht, um die Anzahl der jungen Menschen ohne Sek II-Abschluss effektiv zu reduzieren. Gemäss Bildungsbericht 2023 kann die niedrige Abschlussquote nicht allein durch individuelle Merkmale der Schülerinnen und Schüler erklärt werden. Zudem hat Basel-Stadt die höchsten Bildungsausgaben für die obligatorische Schule und dennoch erreichen verhältnismässig weniger Jugendliche einen Abschluss auf der Sek II Stufe als in anderen Kantonen.

In diesem Zusammenhang fordert der Anzug von Melanie Nussbaumer betreffend Erhöhung der Abschlüsse auf der Sekundarstufe II, den ich mituntersütze, den Regierungsrat auf, die Hintergründe zu prüfen.

→ Hier geht’s zum Vorstoss online: https://grosserrat.bs.ch/ratsbetrieb/geschaefte/200111896

Es ist meiner Meinung nach unabdingbar mittels einer Studie die strukturellen, bildungspolitischen und sozialen Ursachen für die hohe Anzahl von jungen Menschen ohne Sek II-Abschluss in Basel-Stadt zu identifizieren und zu prüfen, inwiefern die Reformen der letzten Jahrzehnte zur tiefen Abschlussquote beigetragen haben. Es sollten insbesondere die Barrieren und Hindernisse untersucht werden, die den Bildungsweg der Schüler und Schülerinnen beeinflussen. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse sollte eine langfristige Strategie mit entsprechenden Massnahmen zur Verbesserung der Abschlussquote im Kanton Basel-Stadt geprüft und allenfalls eingeführt werden. Dabei sind meiner Meinung nach die Best-Practice-Erfahrungen anderer Kantone einzubeziehen, die eine höhere Abschlussquote erreichen oder bereits erfolgreich die Abschlussquote verbessert haben und die auf den Kontext von Basel-Stadt übertragbar sind. Strukturelle und bildungspolitische Anpassungen, die gegebenenfalls nötig werden, sollten ausgewiesen werden. Bei der Erarbeitung einer kantonalen Strategie sollte ebenso evaluiert werden, wie eine Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Schulen, Lehrkräften, Lehraufsicht, Eltern und anderen relevanten Akteuren wie beispielsweise dem Gap – Case Management Berufsbildung erreicht werden kann, um Schülerinnen und Schüler noch effektiver bzgl. erfolgreicher Abschlüsse auf Sek. II zu unterstützen.

Ich bin sehr auf den Regierungsrat-Bericht zum Anzug Nussbaumer betreffend die Erhöhung der Abschlüsse auf Sekundarschule II gespannt. Mit den Bericht ist aber leider erst im Juni 2024 zu rechnen.

Sandra Bothe-Wenk
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen


Bericht der Finanzkommission zur Jahresrechnung 2022 online: https://grosserrat.bs.ch/dokumente/100404/000000404898.pdf

Bildquelle: zhaw.ch

Förderung der Nachholbildung

Grosser Rat 7. Juni 2023: Überweisung ohne Gegenstimme des Anzugs betreffend einer proaktiven Förderung der Nachholbildung

Das Problem der niedrigen Abschlussquote auf der Sekundarstufe II im Kanton Basel-Stadt ist nicht von der Hand zu weisen. Eine proaktive Stärkung der Nachholbildung, wie sie der Anzug vorschlägt, ist daher eine mögliche Antwort auf die Problematik der tiefen Abschlussquote.

Durch eine solide Ausbildung entwickeln die jungen Menschen die erforderlichen Fähigkeiten und Qualifikationen, um ihre Arbeitsmarktchancen zu steigern und helfen mit, dem Fachkräftemangel besser zu begegnen. Indem wir also in die Nachholbildung investieren, eröffnen wir jungen Leuten neue berufliche Perspektiven. Das kommt uns allen zugute. Allerdings ist es ebenso wichtig, auch die Ursachen für die tiefe Abschlussquote zu untersuchen und darauf basierend, nachhaltige Gegenmassnahmen zu entwickeln. Ohne die eigentlichen Ursachen anzugehen, werden wir lediglich die Symptome bekämpfen, die in der Konsequenz eine Erhöhung der Bildungskosten zur Folge hat.

Basel-Stadt liegt aber bereits jetzt schweizweit an der Spitze der Bildungsausgaben für die obligatorische Schule. Warum schaffen dennoch verhältnismässig weniger junge Menschen einen Abschluss auf der Sekundarstufe II in Basel-Stadt als in den übrigen Kantonen? Und – Inwiefern hat dies mit den statistisch signifikant unterdurchschnittlichen Schulleistungen der Basler Schülerinnen und Schülern zu tun, wie der Bildungsbericht 2023 zeigt?

Ein möglicher Lösungsansatz liegt m.E. auf der Stufe der Volksschule, indem wir die Kernfächer Deutsch und Mathematik wieder stärken. Durch verbesserte Kompetenzen in den Grundlagenfächern wird nicht nur ein solides schulisches Fundament gelegt, sondern auch die zukünftigen Berufsaussichten junger Menschen verbessert. Wenn wir uns besonders in den ersten Schuljahren auf die Schlüsselfächer konzentrieren, können die Schülerinnen und Schüler eine solide Wissensbasis aufbauen, die sich zweifellos auf alle anderen Fächer auswirkt. Dies gewährleistet Chancengleichheit und bietet bessere Möglichkeiten für eine erfolgreiche berufliche Laufbahn. Zudem stärkt dies das Selbstvertrauen der Kinder und Jugendlichen und fördert ihre ganzheitlichen Kompetenzen. Erfolgserlebnisse spielen eine entscheidende Rolle für die schulische Motivation, was die Chance für einen erfolgreichen Berufsabschluss nachhaltig steigert.

Der Vorstoss ist als Antwort auf die derzeitige Situation unterstützenswert, zu prüfen und ist jedoch eine vertiefte Analyse der Effizienz und Effektivität des Bildungssystems. Gemäss dem Bildungsbericht 2023 kann die niedrige Abschlussquote nicht allein durch individuelle Merkmale der Schülerinnen und Schüler erklärt werden. Es ist daher wichtig, die tatsächlichen Probleme zu identifizieren, um den Teufelskreis mangelnder Effektivität zu durchbrechen. Nur durch eine fundierte Ursachenanalyse können nachhaltige Lösungen gefunden werden, ohne dass das Bildungssystem noch teurer wird.

Sandra Bothe-Wenk
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen


Online: Grosser Rat Basel-Stadt, Geschäft 23.5215
Anzug Franziska Roth betreffend proaktiver Förderung der Nachholbildung: https://grosserrat.bs.ch/ratsbetrieb/geschaefte/200112441

Bildquelle: kvbl.ch

Abschlussquote auf Sekundarstufe 2

Der Anzug bezgl. Erhöhung der Abschlüsse auf Sekundarstufe II wurde im Grossen Rat von allen Fraktion ohne Gegenstimme überwiesen. Im Vorfeld der parlamentarischen Sitzung habe ich mich mit dem Anliegen auseinandergesetzt und der Grünliberalen Fraktion den Vorstoss zur Unterstützung empfohlen.

Der Anzug nimm u.a. auch die Fragestellungen meiner Schriftlichen Anfrage in Bezug auf die hohe Durchfallquote bei Lehrabschlüssen auf, die die Regierung beantwortet hat und die in Zusammenarbeit mit der Fachgruppe Bildung und Familie entstanden ist.

Schriftliche Anfrage:
https://www.sandra-bothe.ch/hohe-durchfallquote-bei-den-lehrabschlusspruefungen/

Antwort der Regierung:
https://www.grosserrat.bs.ch/dokumente/100402/000000402631.pdf


Grosser Rat 19. Oktober 2022: Notiz zum Anzug von Melanie Nussbaumer SP bezgl. der Erhöhung der Abschlüsse auf der Sekundarstufe II

Gemäss Bundesamt für Statistik haben rund 10% der Schweizer Bevölkerung im Alter von 25 Jahren keinen Ausbildungsabschluss. In Basel-Stadt sind es 15 Prozent.

Ein Abschluss auf Sekundarstufe II gilt als Voraussetzung für einen erfolgreichen Eintritt ins Erwerbsleben.

Wir sprechen also von jungen Erwachsenen, die ohne Abschluss in der Konsequenz in ihrer Gestaltungsfreiheit und -Fähigkeit beeinträchtigt sind. Zudem entgehen sie – als dringend benötigte Fachkräfte – unserem Wirtschaftsraum.

Die Anzugsstellenden fordern in einer Studie die Gründe detailliert zu evaluieren und damit Erkenntnisse für zielführende Massnahmen zu erhalten. Dies ist auch im Sinne des Erziehungsdepartements.

Was man bereits heute weiss, ist, dass offenbar die Ausbildungsstufe der Eltern einen grossen Einfluss auf die Abschlussquote der Jugendlichen hat, was nicht zu beeinflussen ist.

Hingegen können wir verstärkt etwas für die besonders betroffene Zielgruppe von männlichen Jugendlichen mit Migrationshintergrund tun, deren Eltern einem tiefen Bildungsstatus haben. Diese jungen Menschen sollen nicht zu Bildungsverlierern werden.

Einige Jugendliche finden direkt nach der Volksschule keinen Anschluss. Andere brechen die Lehre ab und finden keinen Einstieg mehr. Und Jugendliche in Praktika’s werden vom Case-Management nicht erfasst und von der Lehraufsicht auch nicht begleitet.

Ich frage mich deshalb, welche kantonalen Lösungen in diesem Bereich gezielt Handbieten können?Grundsätzlich kann man aber festhalten, dass je früher die Hilfestellung in der Schullaufbahn der Kinder erfolgt, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit die Ausbildung bis im Alter von 25 Jahren erfolgreich abzuschliessen. Wir müssen an den Schulen von Beginn weg sehr Sorge tragen, dass wir allen Gruppen gerecht werden können. Also die Schule und das Lernen so gestalten, dass sich alle Kinder angesprochen fühlen – Mädchen und Jungen. Dies hat einen weitgehenden Einfluss auf die persönliche Entwicklung und auf die schulische Laufbahn.

Die Problematik ist tiefgründig. Der Anzug wird das Problem wohl nicht lösen, aber kann einen Beitrag zur Verbesserung der Situation leisten.Die Schule hat auch einen kompensatorischen Auftrag: Sie muss alles dafür tun, damit der Zusammenhang zwischen Herkunft und Bildungserfolg verringert wird.

Sandra Bothe-Wenk
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen

Bildquelle: Luzerner Zeitung, 15.03.2019

Hohe Durchfallquote bei den Lehrabschlussprüfungen

Schriftliche Anfrage Mai 2022

Die hohe Durchfallquote bei den Lehrabschlussprüfungen in der Schweiz ist bedenklich. Das Ziel jeder Lehre muss sein – nach 3 oder 4 Jahren – die Abschlussprüfungen zu bestehen. In Basel liegen die Zahlen mit einer Durchfallquote von 10 Prozent gar über dem schweizweiten Durchschnitt von 8.2 Prozent.

Die Grünliberale Bildungsgruppe meint, dass es Zeit ist, die Ursachen zu ergründen, damit daraus Massnahmen abgeleitet werden können, um Abhilfe zu schaffen. Wir fragen uns, ob ein Zusammenhang zwischen der hohen Durchfallquote und der tiefen Abschlussquote besteht. Aufgrund der offenen Fragen ist dieser Vorstoss entstanden.


In der Sonntagsausgabe der Basler Zeitung vom 15. Mai befasst sich ein Artikel mit dem Titel „Wenn Lehrlinge reihenweise durch die Prüfung rasseln“ mit der hohen Durchfallquote in der Schweiz von Jugendlichen bei der Lehrabschlussprüfung.

So sollen schweizweit 5889 Jugendliche im Jahr 2021 die Lehrabschlussprüfung nicht geschafft haben, was rund 8.2% entspricht. Diese Quote liegt deutlich höher als jene bei den Maturitätsprüfungen, bei denen die Durchfallquote schweizweit bei 4% liegt.

Der Artikel listet einzelne Berufe auf anhand von Zahlen des Bundesamts für Statistik BfS, um zu zeigen, dass die Durchfallquote bei einzelnen Berufen sogar 20% bis zu unglaublichen 42% betragen kann. Im Rahmen desselben Artikels werden verschiedene Expert:innen nach den Gründen befragt: Vom Mangel an Verantwortungsbewusstsein und Berufsstolz bei den Jugendlichen ist die Rede; von überlasteten Betrieben, bei denen die Lehrlinge kaum Zeit für eine gute Ausbildung hätten oder von einer überbordenden Fülle des Schulstoffs.

Zu den Gründen wird auch der Bildungsexperte Markus Neuenschwander von der FHNW befragt und dieser konstatiert, dass die tatsächlichen Gründe zu wenig erforscht seien und er nur mutmassen könne. Hingegen seien die Folgen einer nicht bestandenen Abschlussprüfung besser erforscht: Dazu gehört u.a. ein deutlich erhöhtes Risiko, arbeitslos zu werden; viele verdienen in der Folge weniger oder manche Jugendliche hätten sogar ein erhöhtes Suchtmittelrisiko.

Diese Aussagen lassen aufhorchen und es stellt sich die Frage, warum nicht mehr zu den Gründen der Durchfallquote geforscht wird, gerade weil der Duale Bildungsweg immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit steht und in Basel-Stadt nach der Sekundarschule I eine höhere Direkt-Übertrittsquote in die Lehre erreicht werden soll.

In diesem Zusammenhang steht für mich auch die tiefe Abschlussquote auf der Sekundarstufe II in Basel-Stadt von 15 Prozent. Sie wird vom Vorsteher des Erziehungsdepartements zurecht ins Zentrum der kantonalen Diskussion gerückt. Bezugnehmend auf die Schriftliche Anfrage von Claudio Miozzari betreffend der tiefen Abschlussquote lese ich, dass 24% der Jugendlichen die Lehre nicht abgeschlossen haben. Die Durchfallquote beträgt in Basel-Stadt bei den Lehrabschlussprüfungen rund 10% und liegt damit über dem Schweizer Durchschnitt von 8.2 Prozent.

Aufgrund der wichtigen Thematik ergeben sich weitere Fragen rund um die Berufsbildung, um deren Beantwortung ich den Regierungsrat bitte:

  1. Wie ist die Durchfallquote bei der beruflichen Bildung auf einzelne Berufe aufgeteilt – bzw. gibt es in Basel-Stadt Abweichungen bezogen auf einen schweizweiten Vergleich?
  2. Besteht in Basel-Stadt ein Monitoring über die „Problemberufe“ auch unter dem Aspekt der Chancengerechtigkeit? Falls ja, wie wird mit den Ergebnissen verfahren? Falls nein, warum nicht?
  3. Gibt es konkrete Ansätze, die Durchfallquote bei den Lehrabschlussprüfungen zu senken?
  4. Wie ist das Vorgehen nach einer nichtbestanden Lehrabschlussprüfung?
    • Welche Stellen werden wie involviert?
    • Hinsichtlich der vergleichsweisen tiefen Abschlussquote in Basel-Stadt: Wie werden junge Menschen motiviert und begleitet, die Prüfung erneut abzulegen?
  5. Die negativen Auswirkungen einer Lehrvertragsauflösung auf die Jugendlichen sind massiv. Die Regierung nennt in der Beantwortung der Anfrage Miozzari als Gründe für die Lehrvertragsauflösung u.a. falsche Berufswahl und veränderter Berufswunsch. 24 Prozent der Jugendlichen brechen in Basel die Lehre ab. Bei den Lernenden mit EBA sind es 14 Prozent.
    • Wie viele Lehrverträge werden von den Ausbildungsbetrieben aufgelöst und wie viele seitens der Lehrlinge?
    • Wieviel Prozent der Jugendlichen finden eine Anschlusslösung?
    • Gemäss Experten ist die Thematik der Gründe für Lehrabbrüche nicht wirklich erforscht. Kann sich der Regierungsrat eine Evaluation der Gründe und die Prüfung von Massnahmen zur Senkung der Abbruchquote vorstellen?
  6. Die Fachstelle Lehraufsicht kümmert sich um die Lehrlinge bei der Auflösung eines Lehrvertrags.
    • Wie oft müssen in Basel-Stadt Sanktionen in Bezug auf die Verletzung der Ausbildungspflicht im Lernbetrieb ausgesprochen werden?
    • Ist der Regierungsrat der Meinung, dass es gewinnbringend sein könnte, die Lehraufsicht über die Ausbildungsqualität in den Betrieben zu verstärken– im Sinne einer besseren Begleitung und Unterstützung?

 

Sandra Bothe-Wenk
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen

Medienberichte:
https://www.bazonline.ch/wenn-lehrlinge-reihenweise-durch-die-pruefung-rasseln-820093839096
https://www.bazonline.ch/es-braucht-ein-flaechendeckendes-monitoring-331158499498

Bildquelle:
www.skkab.ch

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