In der heutigen Zeit steht das Bildungssystem vor zahlreichen Herausforderungen, die eine stetige Anpassung und Weiterentwicklung erfordern. Insbesondere die Ausbildung von Lehrpersonen spielt dabei eine zentrale Rolle, da sie nicht nur die Qualität des Unterrichts beeinflusst, sondern auch die Attraktivität des Berufsstandes entscheidend mitbestimmt.

Angesichts des zunehmenden Mangels an qualifizierten Lehrkräften und der steigenden Anforderungen im Bildungswesen stellt sich die Frage, inwiefern alternative Ausbildungswege, beispielsweise durch private Institutionen, einen Beitrag zur Lösung dieser Probleme leisten können. In diesem Kontext rückt die Möglichkeit, private Ausbildungsstätten für Lehrpersonen in Basel zu etablieren, in den Fokus der Diskussion.

Ein privates Hochschulinstitut für die Lehrpersonenausbildung im Kanton Basel-Stadt könnte eine wertvolle Ergänzung zur bestehenden Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz (PH FHNW) darstellen und die Vielfalt im Bildungsangebot bereichern. In Bern und Zürich haben sich private Institute bereits seit Jahren erfolgreich in der Lehrpersonenausbildung etabliert.

PH NMS Bern: Pädagogisches Hochschulinstitut

Lehrer:innen-Bildung unterstrass, Zürich

Der Vorstoss soll die Chancen und Herausforderungen einer solchen Entwicklung beleuchten und die Rahmenbedingungen im Kanton Basel-Stadt klären. Deshalb stelle ich relevante Fragen an den Regierungsrat, um die bildungspolitische Zukunft unseres Kantons aktiv mitzugestalten.

Lea Buser von der Basler Zeitung hat meine Anfrage an die Regierung in ihrem Artikel thematisiert : online lesen


Schriftliche Anfrage betreffend die Chancen und Herausforderungen privater Institute in der Lehrpersonenausbildung auf der Primarstufe im Kanton Basel-Stadt

Eine exzellente Ausbildung für Lehrpersonen ist von entscheidender Bedeutung, da sie die Attraktivität des Berufs stärkt und sicherstellt, dass der Anschluss an die beruflichen Anforderungen trotz der zunehmenden Komplexität des Lehrberufs gewahrt bleibt. Darüber hinaus kann eine solche Ausbildung eine inspirierende und motivierende Lernumgebung schaffen, die das Interesse am Lehrberuf zusätzlich steigert. Dadurch trägt eine attraktive berufliche Ausbildung auch dazu bei, dem Mangel an Lehrpersonen auf der Primarstufe entgegenzuwirken.

In der Schweiz bieten bereits renommierte private Hochschulinstitute eine umfassende und praxisnahe Ausbildung für Lehrpersonen an. Forschung und Entwicklung gehen Hand in Hand mit der Lehre, und die Institute arbeiten eng mit den Pädagogischen Hochschulen ihrer Kantone zusammen, wobei die Abschlüsse gleichwertig sind. Die etablierten und bewährten Institute, wie die NMS in Bern und das Unterstrass in Zürich, profilieren sich seit Jahrzehnten als wertvolle Ergänzung zum staatlichen Bildungsangebot.

Es könnte eine vielversprechende Möglichkeit sein, dass auch in Basel private Institutionen erfolgreich die Ausbildung von Lehrpersonen für die Primarstufe (Kindergarten und Primarschule) als Hochschulstudiengang anbieten. Ein kleineres Institut kann flexibel auf Herausforderungen reagieren und bedarfsgerechte Aus- und Weiterbildungsgänge auf der Tertiärstufe anbieten, wodurch dem Bedürfnis nach einer anpassungsfähigeren Lehrpersonenausbildung gezielt begegnet werden kann.

Derzeit haben die Parlamente in der Nordwestschweiz wenig direkten Einfluss, da alle vier kantonalen Parlamente einen breiten Konsens finden müssen, um nachhaltige Veränderungen in Gang zu setzen. Dies, obwohl die Kantone die Ausbildung der Lehrpersonen an der PH FHNW finanzieren. Durch die Einführung kleinerer, privater Ausbildungseinrichtungen könnte ein gewisser Wettbewerb gefördert werden, der zu einer positiven Entwicklung der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung führen könnte. Rasche Anpassungen an lokale Gegebenheiten, eine stärkere Praxisorientierung der Ausbildungslehrgänge sowie ein effizienteres Einschreibeverfahren wären möglich, und der Kanton könnte direkten Einfluss auf die Aufnahmekriterien und Bildungsgänge nehmen.

Aufgrund der genannten Argumente bitte ich den Regierungsrat, um die Beantwortung folgender Fragen:

  1. Wie bewertet der Regierungsrat die Wirksamkeit und den Erfolg der privaten Ausbildungsinstitutionen für Lehrpersonen der Primarstufe in den Kantonen Bern und Zürich?
  2. Welche Vorteile, Chancen und mögliche Risiken sieht der Regierungsrat darin, private Ausbildungseinrichtungen für Lehrpersonen in Basel zuzulassen?
  3. Ist eine Finanzierung einer privaten Ausbildungsinstitution mittels eines Pro-Kopf-Beitrags, wie dieser für die Pädagogische Hochschule FHNW geleistet wird, möglich?
  4. Welche finanziellen Auswirkungen wären zu erwarten und gibt es alternative Finanzierungsmöglichkeiten, die in Betracht gezogen werden könnten?
  5. Inwiefern unterstützen die bildungspolitischen baselstädtischen Rahmenbedingungen die Gründung privater Institute auf Tertiärstufe? Falls Anpassungen der kantonalen gesetzlichen Rahmenbedingungen erforderlich sind, um die Gründung solcher Institutionen zu ermöglichen, welche Bereiche müssten gegebenenfalls angepasst werden?

Sandra Bothe-Wenk
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen