Grosser Rat 7. Juni 2023: 1. Überweisung ohne Gegenstimme der Motion genügend Unterrichtszeit für alle

Basler Schülerinnen und Schüler haben im Vergleich zum Durchschnitt der Schweizer Kinder während ihrer Volksschulzeit weniger Unterrichtszeit. Diese Tatsache wird im Bildungsbericht 2023 festgehalten, der auch aufzeigt, dass die Gesamtzahl der Unterrichtsstunden einen Einfluss auf die Schulleistungen hat.

Dabei ist wichtig zu beachten, dass die Wirkung der Unterrichtszeit bei Schülerinnen und Schülern nicht gleich ist. Im Vergleich zum niedrigeren Anforderungsprofil auf A-Niveau hat eine zusätzliche Schulstunde in Klassen mit dem höchsten Anforderungsprofil einen signifikanten Effekt auf die Schulleistungen. Folglich müssten Schülerinnen und Schüler in Klassen mit Grundanforderungen mehr Unterricht erhalten, um vergleichbare Ergebnisse zu erzielen.

Allerdings plant das Erziehungsdepartement die Senkung der Stundenzahl im A-Niveau der Sekundarschule um weitere 2 Lektionen im 11. Schuljahr. Gleichzeitig soll die Anzahl der Lektionen im Niveau E und P im 10. Schuljahr um 1 Lektion erhöht werden. Die angedachte Massnahme ist nicht nachvollziehbar. Sie führt zu mehr Ungleichheit. Bisher war die wöchentliche Unterrichtszeit in Basel auf allen Niveaus der Sekundarschule gleich. Dieser Ansatz steht im genauen Gegensatz zu dem, was erforderlich wäre: Im Vergleich zum Schweizer Durchschnitt nämlich mehr Unterrichtszeit für alle Schülerinnen und Schüler zu bieten, insbesondere jedoch für das A-Niveau.

Die geplante Reduzierung der Unterrichtsstunden im A-Niveau hätte denn auch negative Konsequenzen für diese Schülerinnen und Schüler. Es würde zu einer schlechteren Vorbereitung auf die Berufsbildung, geringeren Qualifikationen und somit zu geringeren Ausbildungschancen auf dem Lehrstellenmarkt führen. Dadurch entstünde eine noch grössere Kluft zwischen den verschiedenen Bildungsniveaus.
Es ist unsere Verantwortung in Basel-Stadt, die niedrige Abschlussquote auf der Sekundarstufe II, die hier bei nur 85% liegt, zu verbessern. Wir sollten also sicherstellen, dass alle Schülerinnen und Schüler gleiche Bildungschancen haben und angemessen auf die Anforderungen der Arbeitswelt vorbereitet werden.
Der Fakt, dass wir in Basel bereits weniger Unterrichtszeit anbieten, gekoppelt an die geplante Massnahme zu Lasten der schwächsten Schülerinnen und Schüler, ist deshalb kein gangbarer Weg.

Sandra Bothe-Wenk
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen


Online: Grosser Rat Basel-Stadt, Geschäft 23.5229
Motion betreffend genügend Unterrichtszeit für alle: https://grosserrat.bs.ch/ratsbetrieb/geschaefte/200112453

Bildquelle: edubs.ch