Notizen der GLP-Fachgruppe Bildung und Familie zum Bericht der Finanzkommission zur Jahresrechnung 2022: https://grosserrat.bs.ch/ratsbetrieb/geschaefte/200112561


Erneut werden erhöhte Kosten für die Zunahme der Verstärkten Massnahmen verbucht. Die Zunahme des sonderpädagogischen Bildungsbedarfs wird im Finanzbericht mit der gesellschaftlichen Entwicklung begründet. Aus Sicht der Fachgruppe greift dieses Argument zu kurz, denn damit werden die Ursachen für die Diagnosen individualisiert. Die verstärkten Massnahmen nehmen seit der Einführung der integrativen Schule linear zu. Die Ursachen können deshalb auch systembedingt sein und durch die Zunahme werden immer höhere Ressourcen für den Bildungsbedarf genieriert.

Auch die hohe Quote junger Erwachsener ohne Sekundarstufe-II-Abschluss ist für die Fachgruppe äusserst besorgniserregend. Trotz verschiedener unterstützender Massnahmen scheinen die Bemühungen, der Entwicklung entgegenzuwirken, nicht ausreichend zu greifen. Eine vertiefte Analyse dieser Entwicklung sowie eine ambitionierte Strategie, um die Abschlussquote Sek II in Basel-Stadt zu erhöhen ist dringend durchzuführen. Die Problematik hat schwerwiegende Konsequenzen für die betroffenen jungen Menschen bezüglich der Gestaltungsfreiheit ihrer Lebensumstände. Gemäss dem Bildungsbericht 2023 kann die niedrige Abschlussquote nicht allein durch individuelle Merkmale der Schülerinnen und Schüler erklärt werden. Die Hintergründe müssen deshalb dringend evaluiert werden. Denn Fakt ist: Basel-Stadt hat die höchsten Bildungsausgaben für die obligatorische Schule.

Ebenfalls bereiten die steigenden Kosten im Bereich der Jugendhilfe, insbesondere für angeordnete Massnahmen, der Fachgruppe Sorge. Nicht nur aus finanzieller Sicht, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass immer mehr Kinder und Jugendliche in Kinder- und Jugendheimen leben. Der Ausbau von ambulanten Angeboten sowie Beratungsstellen deutet darauf hin, dass auch in diesen Bereichen der Bedarf steigt.

Ein weiteres Thema, das die Finanzkommission angesprochen hat, ist, dass trotz der Schaffung neuer Stellen im Bereich der Frühförderung immer noch Wartelisten existieren. Dies ist problematisch, da durch eine frühzeitige Förderung viel erreicht werden kann, jedoch die Zeitfenster dafür knapp sind. Der steigende Bedarf an Frühförderung jedenfalls ist beunruhigend, da sich immer mehr Kinder nicht altersadäquat entwickeln.

Zusammenfassend hält die Fachgruppe Bildung und Familie fest, dass sie angesichts dieser Entwicklung um die nächste Generation sehr besorgt ist. Sie fragt sich: Können wir kommenden Generation gerecht werden und bieten wir ihnen ein Umfeld, in dem sie sich gesund entwickeln können?

Es zeigt sich jedenfalls ein zunehmender Bedarf an Unterstützung und eine steigende Hilfsbedürftigkeit bei Kindern und Jugendlichen sowohl im frühkindlichen Bereich als auch im schulischen und familiären Umfeld.

Es braucht eine umfassende Herangehensweise, um die gesellschaftlichen und bildungspolitischen Herausforderungen zu stemmen.

Für die Fachgruppe Bildung und Familie

Sandra Bothe-Wenk und Christine Staehelin
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen