Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt

Monat: April 2023

Bildungsstrategie für den Fremdsprachenerwerb in der Primarschule

Die Reform der Sprachbildung in Schulen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Frühfranzösisch wird immer wieder diskutiert. Dies löst auch politische Reaktionen in den Passepartout-Kantonen aus, die insbesondere eine Verbesserung der Fremdsprachenstrategie und ebenso höhere Sprachkompetenzen der Schülerinnen und Schüler in Deutsch zum Ziel haben.


Anzug betreffend die Überarbeitung der Bildungsstrategie beim Fremdsprachenerwerb an der Volksschule und Stärkung der Grundlagefächer

Ein nationaler Vorstoss zur Untersuchung der Auswirkungen von Schulreformen in Bezug auf den Lehrermangel wurde in der Frühjahrssession an den Bundesrat überwiesen. Die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur betonte, dass einige Schulreformen wie der Fremdsprachenunterricht auf dünnen wissenschaftlichen Grundlagen basieren.

In diesem Zusammenhang wurden in den Kantonen Baselland und Bern, die am Passepartout-Projekt (Erneuerung des Fremdsprachen-Unterrichts an der Volksschule) beteiligt sind, parlamentarische Vorstösse eingereicht, die eine neue Bildungsstrategie beim Erwerb der Fremdsprachen an der Volksschule fordern. Ziel ist es, insbesondere den Französischunterricht zu verbessern, so dass höhere Leistungen erreicht werden und das Französisch als Landessprache einen angemessenen Stellenwert erhält resp. beibehält.

Im Kanton Basel-Stadt wird demgegenüber geplant, dass Schülerinnen und Schüler im Leistungszug A der Sekundarschule ab der 2. Klasse die Option haben sollen, Französisch abzuwählen, um stattdessen ihre Fähigkeiten in Deutsch und Mathematik zu verbessern. Dies hätte Auswirkungen auf die Durchlässigkeit der Leistungszüge. Man kann sich deshalb grundsätzlich die Frage stellen, ob Deutsch und Mathematik nicht bereits in der Primarschule stärker gewichtet werden sollten, um dafür im A-Zug der Sekundar Französisch beibehalten zu können.

Die im Nachbarkanton Baselland eingereichte Motion bzgl. dem Fremdsprachenerwerb hat der Landrat im Februar 2023 als Postulat überwiesen, um den Französischunterricht in der Primarschule zu überprüfen und wenn nötig anzupassen. Die Regierung hat angeboten, das Sprachkonzept ausgehend von fundierten Studien und Erhebungen neu zu erarbeiten. Hier interessieren insbesondere auch die Ergebnisse der schweizweiten Überprüfung des Erreichens der Grundkompetenzen (ÜGK) in der Schulsprache und den ersten beiden Fremdsprachen, welche nun im Frühjahr 2023 durchgeführt wird. Damit liegt anschliessend eine aktuelle Datenlange vor, die neben bewährten didaktischen Ansätzen eine weitere Grundlage bieten, um eine neue, erfolgsversprechende und evidenzbasierte Bildungsstrategie zu entwickeln.

Die Anzugsstellenden befürworten eine gemeinsame Bildungsstrategie in Bezug auf den Erwerb der Fremdsprachen in allen Passepartout-Kantonen und bitten deshalb die Regierung aus aktuellem Anlass (parlamentarische Vorstösse, ÜGK 2023) ebenfalls zu prüfen und zu berichten,

  1. wie die aktuelle Sprachenstrategie (Schulsprache, Fremdsprachenunterricht) hinsichtlich ihrer Effizienz grundsätzlich überprüft und ergebnisorientiert angepasst werden kann,
  2. und wie die Ergebnisse der ÜGK 2023 in eine konkrete Verbesserung der Sprachenstrategie einfliessen können, die das Ziel hat, sowohl in der Schul- als auch in den Fremdsprachen höhere Leistungen zu erzielen,
  3. ob der Erwerb der Fremdsprachen allenfalls verlegt werden kann/soll (beispielsweise Französisch auf die 5. und Englisch auf die 6. Klasse der Primarstufe) und im Gegenzug die Grundlagefächer Deutsch und Mathematik stärker gewichtet werden können,
  4. inwiefern die Fremdsprachendidaktik grundsätzlich angepasst werden muss, um bessere Lernleistungen zu erzielen,
  5. inwiefern eine gemeinsame Strategie mit allen Passepartout-Kantonen möglich und sinnvoll wäre und welche Schritte notwendig sind, um die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen.

 

Sandra Bothe-Wenk
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen


Online: Grosser Rat Basel-Stadt, Geschäft 23513
Anzug:https://grosserrat.bs.ch/ratsbetrieb/geschaefte/200112439

Medienberichterstattung:

Bildquelle: www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/sind-zwei-fremdsprachen-in-der-primarschule-zu-viel

Lehrpersonenmangel wie weiter?

Ich möchte vom Regierungsrat erfahren, welche konkreten Massnahmen der Kanton Basel-Stadt gegen den Lehrpersonenmangel ergreift und interessiere mich für die Einschätzung der Situation bezüglich Lehr- und Fachpersonalsuche und Anstellungen für das Schuljahr 23/24


Schriftliche Anfrage betreffend langfristigen und koordinierten Massnahmen bezüglich des Lehrpersonenmangels

Der Kanton Basel-Landschaft führt im April und Mai 2023 Informationsanlässe für ehemalige Lehrpersonen durch, damit Interessierte ermutigt werden, wieder in den Lehrberuf einzusteigen. Die Massnahme ist eine Möglichkeit dem Fachkräftemangel im Bildungsbereich entgegenzuwirken und qualifizierte Lehrkräfte zu gewinnen, was von entscheidender Bedeutung ist, um die Qualität der Bildung sicherzustellen.

Die Lehrpersonenknappheit kann auch dadurch bekämpft werden, indem Lehrpersonen im Beruf bleiben. Eine Umfrage der Lehrpersonen im Kanton Baselland hat ergeben, dass mehr als 90% der Befragten den hohen Anteil an administrativen Aufgaben und weitere Zusatzaufgaben beklagen, weil dadurch nicht genügend Zeit für den eigentlichen Unterricht bleibt. Der Lehrerverband BL hat daher diesen Januar gefordert, dass der Fokus stärker auf den Unterricht gelegt wird und der Bürokratieabbau vorangetrieben wird, u.a. damit der Beruf an Attraktivität gewinnt.

Es ist deshalb von Interesse, welche konkreten Massnahmen der Kanton Basel-Stadt mittel- und langfristig plant, um dem Lehrpersonenmangel entgegenzuwirken und dabei auch den Wiedereinstieg von ehemaligen Lehrpersonen zu fördern. Davon ausgehend, dass an den Schulen die Personalplanung für das kommende Schuljahr 23/24 zwecks Legung der Stundenpläne in vollem Gange ist, bedanke ich mich beim Regierungsrat für die Beantwortung der nachfolgenden Fragen:

  1. Wie beurteilt der Regierungsrat die Situation bzgl. qualitativer und quantitativer Lehr- und Fachpersonalsuche resp. Stellenbesetzung an Schulen für das kommende Schuljahr 23/24? Bitte um eine ausführliche Antwort in Bezug auf die Schulstufen und Fächer.
  2. Sind für den Kanton Basel-Stadt ähnliche Informationsveranstaltungen bzgl. Wiedereinstieg von Lehrpersonen angedacht wie in Basel-Landschaft geplant sind und überlegt sich der Regierungsrat, Anreize zu schaffen, um ehemalige Lehrpersonen dazu zu motivieren, wieder in den Lehrberuf einzusteigen?
  3. Plant der Regierungsrat Massnahmen, um die anstehende Pensionierungswelle abzufedern und ist angedacht, die Erfahrungen und Kompetenzen von pensionierten Lehrpersonen weiter zu nutzen, beispielsweise im Mentoring (junge Lehrpersonen / Quereinsteiger / Lehrpersonen ohne entsprechende Qualifikation)? Sieht der Regierungsrat Anreize vor, damit sich frisch pensionierte Lehrpersonen weiter engagieren?
  4. Wie schätzt der Regierungsrat die Situation bzgl. administrativer Aufgaben und Zusatzaufgaben in den Schulen von Basel-Stadt ein und welche konkreten Massnahmen ergreift er, um den Lehrberuf attraktiver zu gestalten und sicherzustellen, dass der Schulunterricht Priorität hat?
  5. Koordiniert der Kanton Basel-Stadt seine Massnahmen zur langfristigen Bekämpfung des Lehrpersonenmangels mit anderen Kantonen in der Nordwestschweiz? Dies insbesondere auch für Fächer der Volks- und Mittelschulen, wo der Lehrpersonenmangel besonders herausfordernd ist wie beispielsweise Französisch oder die naturwissenschaftlichen Fächer
    1. Wenn ja, wie setzt sich das Gremium (Taskforce) zusammen und wer vertritt den Kanton Basel-Stadt als Delegierte?
    2. Sind gemeinsame Initiativen, Kooperationsprojekte oder auch kantonale Werbekampagnen angedacht, um den Bedarf an qualifizierten Lehrkräften in der Region zu decken?
    3. Wenn nein, weshalb nicht?

 

Sandra Bothe-Wenk
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen


Online: Grosser Rat Basel-Stadt, Geschäft 23.5209
Schriftliche Anfrage betreffend Massnahmen bzgl. Lehrpersonenmangel
https://grosserrat.bs.ch/ratsbetrieb/geschaefte/200112435

Bildquelle: www.landbote.ch/lehrpersonenmangel-auf-allen-stufen

Präventionsarbeit an Schulen bzgl. sexalisierter Gewalt

Grosser Rat 19. April 2023: Verbindliche Überweisung mit 79 Ja zu 11 Nein bei 1 Enthaltung zur Umsetzung des Vorstosses betr. sexualisierte Gewalt: Prävention soll bereits in der Schule beginnen 

Die Prävention von Gewalt, insbesondere von sexualisierter Gewalt und sexueller Ausbeutung gegen Kinder und Jugendliche, ist eine komplexe Herausforderung, die entschlossenes Handeln auf allen Ebenen unserer Gesellschaft erfordert, speziell auch an Schulen.

Sexualisierte Gewalt kann tiefgreifende Auswirkungen auf Opfer haben, insbesondere auf Kinder und Jugendliche, die sich in einer sensiblen Entwicklungsphase befinden. Die Nutzung sozialer Medien und anderer digitaler Plattformen setzt Kinder und Jugendliche zusätzlichen Risiken aus. Die Rolle der Schulen bei der Gewaltprävention ist von zentraler Bedeutung, insbesondere das Vermitteln einer ganzheitlichen und rechtebasierten Sexualbildung. Deshalb will auch der Regierungsrat mit einer Arbeitsgruppe geeignete Massnahmen zur Verstärkung der Präventionsarbeit an Schulen prüfen. Es ist essentiell, dass Kinder sexuelle Grenzverletzungen, Übergriffe oder strafrechtlich relevante Formen erkennen und wissen wo und wie sie sich Hilfe holen können.

Ich denke, dass die Einführung von Präventionsprogrammen, die von ausgewiesenen Kinderschutzexperten entwickelt wurden und seit dem Schuljahr 21/22 für alle Stufen der Volksschule vorhanden sind, nicht nur für die Primarschule verpflichtend sein sollte, sondern ebenso für den Kindergarten und die Sekundarschule. Dies verbunden mit obligatorischen Elternveranstaltungen, um die Erziehungsberechtigten in die Präventionsbemühungen einzubeziehen. Das Angebot des Kinderschutzes ist von hoher Qualität und kann vorhandene Ressourcen optimal nutzen und dadurch Schulen von zusätzlichen konzeptionellen Aufgaben entlasten.

Mehr Informationen zum Angebot Kinderschutz Schweiz hier: https://www.kinderschutz.ch/angebote/praeventionsangebote/mein-koerper-gehoert-mir

Aus diesem Grund befürworte ich die verbindliche Überweisung zur Umsetzung der Motion bzgl. der Prävention von sexueller Gewalt an Schulen und bitte um Prüfung und eventuelle Berücksichtigung der bereits von Fachpersonen erarbeitetenProgramme vom Kinderschutz Schweiz, die das bestehende obligatorische Angebot ergänzen können.

Sandra Bothe-Wenk
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen


Online: Grosser Rat Basel-Stadt, Geschäft 22.5469
Stellungnahme der Regierung betreffend der Motion Prävention an Schulen gegen sexualisierte Gewalt:
https://grosserrat.bs.ch/ratsbetrieb/geschaefte/200112067

Kinderschutz Schweiz: https://www.kinderschutz.ch

Bildquelle:
https://www.fritzundfraenzi.ch/erziehung/wie-schutzen-wir-kinder-vor-sexuellem-missbrauch/

 

Förderklassen-Initiative: Integrative Schule, wie weiter?

Notiz zum Artikel von Maria-Elisa Schrade vom 15. April 2023 in der BZ Basel

Leistung versus Integration: Ein Ausbruch aus dem Hamsterrad würde allen Beteiligten guttun: https://www.bzbasel.ch/basel/basel-stadt/bildungspolitik-leistung-vs-integration-ein-ausbruch-aus-diesem-hamsterrad-wuerde-allen-beteiligten-guttun-ld.2440406


Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass die Integration von Kindern mit speziellen Bedürfnissen an ihre Grenzen kommen kann. In manchen Fällen aber wird ein Kind als „verhaltensauffällig“ eingestuft, wenn die Lehrperson das geeignete pädagogische Konzept nicht findet. Die Gründe für Verhaltensauffälligkeiten sind sorgfältig und differenziert zu betrachten. In diesem Zusammenhang sehe ich die Förderklassen-Initiative in Basel, die sich auf eine Separation von „verhaltensauffälligen“ Kindern konzentriert, mit Skepsis. Die ganze Thematik ist nicht nur für Schulleitungen und Lehrpersonen sehr schwierig, sondern ebenso anspruchsvoll für die betroffenen Kinder und für ihre Eltern.

Es gilt zu berücksichtigen, dass nicht immer das schwierige Verhalten von Kindern auf die individuelle Problemstellung zurückzuführen ist. Ein nicht funktionierendes Schulsystem oder eine inkompetente Lehrperson können ebenfalls dazu führen, dass sich Kinder auffällig verhalten. Daher müssen bei der Diskussion über Verhaltensauffälligkeiten und Förderklassen auch Fragen nach der Qualität des Schulsystems und der Lehrkompetenz berücksichtigt werden. Die Fragestellungen betreffen:

  • Die Definition von Verhaltensauffälligkeiten und Erfüllung deren Kriterien
  • Die Verantwortlichkeit bzgl. der Abklärung von Verhaltensauffälligkeiten bei betroffenen Kindern
  • Die Analyse der Dynamik in der bestehenden Klasse: Wie beeinflussen die sozialen Beziehungen unter den Schülerinnen und Schülern sowie deren individuelle Lernvoraussetzungen das Lernklima in der Klasse?
  • Die Zuständigkeit bei der Entscheidung über die Zuteilung von einem Kind in eine Förderklasse
  • Die Zuständigkeit bei Massnahmen zur Unterstützung von Lehrpersonen (Coaching)

Diese Punkte müssen meiner Meinung nach dringend geklärt werden und das besser, bevor tatsächlich über eine Einführung von Förderklassen entschieden wird.

Auch der Artikel in der BZ thematisiert die Schwierigkeiten, aufgrund denen die Integrative Schule im Kanton Basel-Stadt zu scheitern droht. Die Lehrpersonen müssen bei steigendem Leistungsdruck immer mehr schwer zu beschulende Kinder mit besonderen Bedürfnissen in ihre Klassen integrieren, obwohl sie möglicherweise nicht über die notwendige fundierte pädagogische Ausbildung oder Weiterbildung verfügen. Als Rezept für das Problem schlägt die Freiwillige Schulsynode vor, Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten separat zu unterrichten.

Der Bericht der BZ hält ebenso den Unterschied zwischen Integrations- und Inklusionsschulen fest. Während die Integrative Schule Schülern ermöglicht, sich in eine bestehende Klasse zu integrieren, fördert die Inklusive Schule jeden Schüler individuell nach seinen Fähigkeiten und Bedürfnissen, damit alle Kinder gemeinsam die Volksschule besuchen können. In der Praxis kann dies bedeuten, dass Schülerinnen und Schüler mit besonderem Förderbedarf aus der Klasse genommen werden, während die Klassenlehrperson den Regelunterricht fortsetzt. Alternativ können in der Klasse auch direkt separate Massnahmen angewendet werden. Beide Vorgehensweisen haben jedoch das Risiko, dass sie bei den anderen Kindern der Klasse das Signal auslösen, dass mit gewissen Kindern etwas nicht stimmt, was bei den Betroffenen zu Ausgrenzungserfahrungen führen kann.

Persönlich habe ich leider Erfahrungen machen müssen, die diesen Effekt bestätigen. Eines meiner Kinder hat sich aufgrund der ihm zugedachten „übergrossen“ Aufmerksamkeit sehr geschämt und gedemütigt gefühlt, was in der Folge erst recht zu ernsthaften Verhaltensproblemen führte und letztendlich in einer „depressiven Verstimmung und Angstzuständen“ endete. Dies, weil es sich nicht akzeptiert, sondern schuldig fühlte. Die Scheinwerfer waren ganz auf das Kind gerichtet, verstärkte Massnahmen standen im Raum. Wir mussten uns daraufhin professionelle psychologische Unterstützung holen, um mit der belastenden Situation umzugehen.

Durch den Wechsel der Klassenlehrpersonen löste sich dann aber das Problem wie von Zauberhand. Die neuen Lehrkräfte gingen die Situation  ganz anders an und konnten dadurch die stark belastete Atmosphäre entspannen, wovon letztlich nicht nur mein Kind, sondern alle Kinder in der Klasse profitierten. Der Weg führt seither nicht einfach nur geradeaus. Aber mein Kind geht wieder gerne zur Schule, verhält sich altersgerecht, ist gut integriert und hat Freunde.

Ich bin den damaligen engagierten und motivierten Lehrpersonen sehr dankbar. Die Ereignisse waren aber für alle Beteiligten prägend. Rückblickend sachlich betrachtet, zeigen die herausfordernden Umstände, dass das Kind nicht in jedem Fall allein, sondern ebenso ein Zusammenspiel von besonderen Umständen und die Beziehung zum Kind schwierige Situation hervorrufen und beeinflussen können.

Ich meine, das Schulsystem ist ein komplexes, vielschichtiges Gefüge, das einer sorgfältig evaluierten Anpassung bedarf, um Verbesserungen zu erzielen. Sicher gilt es jetzt, genau hinzuschauen und die Herausforderungen, die die Integrative Schule mit sich bringt, anzuerkennen. Sie lassen sich nicht ignorieren.

Ich bin mir bewusst, dass auch Lehrkräfte mit einer positiven Einstellung an ihr Limit kommen können. Was aber nicht passieren darf, ist, dass die Förderklasse-Initiative wegen dem Hilferuf der Lehrpersonen primär zur Entlastung derselben dient und die Probleme der Integrativen Schule auf verhaltensauffällige Kinder abgewälzt werden, ohne deren Ursachen zu berücksichtigen. Es ist keine nachhaltige Lösung, die vorhandenen Probleme einzig bei den Kindern zu verorten.

Verhaltensauffälligkeiten sind verschiedenartig und ihre Gründe dafür vielfältig und manche sind tatsächlich pathologisch. Die Unterscheidungen sind wichtig. Die Integrative Schule und Inklusive Bildung müssen denn auch als Ganzes betrachtet werden. Um sicherzustellen, dass die Integrative Schule ihre Ziele erreicht und ein System schafft, in dem alle Schüler und Schülerinnen erfolgreich sein können, müssen wir die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, um die Lehrpersonen zu befähigen, die Kinder bestmöglich zu unterstützen.

Das können auch Förderklassen sein, wenn die Kinder dabei beschult werden, die darin am besten aufgehoben sind. Ich bin der Meinung, dass sind hauptsächlich Kinder mit einer Lernschwäche sowie Kinder mit einer Hörbeeinträchtigung und/oder Sprach-Erwerbsstörung sind. Sie brauchen eine intensivere, entwicklungs- und fähigkeitsadäquate Förderung in einer kleinen Gruppe, am besten von geschulten Heilpädagog:innen.

In jedem Fall fordert der Auftrag der Integration und Inklusion neben einer dafür abgestimmten pädagogischen Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte eine offene und wertschätzende Kommunikation sowie eine gezielte Unterstützung aller Beteiligten, um eine positive Lern- und Entwicklungsumgebung zu schaffen. Letztendlich geht es darum, ein tragfähiges und erfolgreiches Volksschulsystem zu schaffen, das die Kinder und die Beziehung mit ihnen ins Zentrum stellt.

Sandra Bothe-Wenk
Grossrätin Grünliberale Basel-Stadt
Wahlkreis Riehen

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